Sunday, November 11, 2007

Kängurus in Kapstadt?

Die Entscheidung, nach Kapstadt zu ziehen, haben Pedi und ich getroffen, nicht Carla. Der Einfluss dieser Entscheidung auf sie ist aber groß (wäre aber wohl noch größer, wenn sie schon älter wäre): Sie hat grade erst begonnen, ein bißchen zu sprechen (in Deutsch), und schon wird sie zusätzlich herausgefordert durch ein Land, in dem es 11 offizielle Sprachen gibt, und keine davon ist gleich der zu Hause gesprochenen... (Was hat das mit Kängurus zu tun? Kommt noch!)

Die wichtigste Sprache im heutigen Südafrika (und ganz bestimmt in Kapstadt) ist Englisch. Also macht es Sinn, wenn Carla diese Sprache möglichst bald lernt - haben wir uns gedacht, und uns daher frühzeitig um eine Möglichkeit bemüht, Carla englisch-sprechend mit anderen Kindern in Kontakt kommen zu lassen: In Deutschland wäre das wohl ein Kindergarten ab ca. 3 Jahren, hier ist das anders: Kinderbetreuung vom Krabbelalter an geht mehr oder weniger fließend über in spielerisches Lernen, mit Schulpflicht ab sechs Jahren, was dann "Primary School" heißt.

Ziemlich in Mode scheint hier "Montessori" zu sein, siehe http://en.wikipedia.org/wiki/Montessori, vielleicht kann man es auch als "Waldorf light" bezeichnen. So furchtbar wichtig finden wir die "Philosophie" einer Schule erstmal nicht, abgeneigt waren wir aber trotzdem nicht, die von unserer neuen Bleibe aus nächstgelegene Montessori-Schule zu besichtigen, die Kinder ab einem Alter von 12 Monaten aufnimmt.

Die Besichtigung war vereinbart für einen Freitag Morgen, die Schulleiterin namens Jenni nahm uns drei und eine Mutter in Empfang, um uns alles zu zeigen, beginnend bei den zwei Gruppen für Ein- bis Dreijährige, endend bei den Neunjährigen: Alles machte einen ziemlich geordneten Eindruck, jede Klasse hatte mindestens zwei Lehrer (als "Directress" und "Assistant" bezeichnet), und es kam uns im Bezug auf Hautfarben und Kulturen ziemlich kunterbunt vor, sowohl bei den Lehrerinnen (es gibt wohl nur ...innen in dieser Schule?) als auch bei den Schülern: "Bleiches" europäisches Weiß über Indisch und Asiatisch bis total-afrikanisches Kohlrabenschwarz... Die Schulleiterin Jenni schien den ganzen Laden gut im Griff zu haben, sie wies nebenbei die ein oder andere Directress zur Ordnung während unserer Führung, schien aber auch viel Wärme den Kindern und Kolleginnen entgegenzubringen. Nach über einer Stunde Besichtigung hatten wir einen umfassenden und sehr positiven Eindruck, verabschiedeten uns - und hatten bereits am Nachmittag einen Anruf von Jenni: Es sei grade zufällig ein Platz frei geworden, ob wir uns schon entschieden hätten, Carla könnte ab Dienstag anfangen.

Nach einer Stunde Bedenkzeit sagten wir zu: Sooo schnell wollten wir Carla zwar gar nicht "abgeben", doch auf der anderen Seite kann es nur hilfreich sein, auf diese Weise schnell in die englische Sprache reinzukommen. Und das Schulgeld können wir uns auch grade noch leisten. Weiterer Pluspunkt: Das Schuljahr endet Ende November, das nächste beginnt erst Mitte Januar, also wenn sie gleich die "Schule" besucht, hat sie noch 6 Wochen vor den "großen Ferien"!

Also ist der nächste Dienstag schon Carlas erster "Schultag": Eine Schuluniform gibt es nicht, aber eine Schulmütze in grün mit dem Logo der Schule gehört dazu, und so bereitet sich Carla mit Säckchen mit dem Nötigsten (Windeln, Wechselklamotten, nem Schnuller für den Notfall, ...) und der Mütze auf ihre erste Fahrt zur Schule vor:

Carlas erster Schultag

So, thematisch nähern wir uns jetzt langsam den Kängurus ;-)

Zum Schuljahresende gibt es ein sog. Konzert, also eine Aufführung der gesamten Schule, bei der jede Klasse ihren Beitrag leistet - auch die Klassen der Kleinsten: Alle Klassen haben Namen, die zwei Klassen der Ein- bis Dreijährigen sind nach Insekten benannt, Carlas Klasse heißt "Ladybirds" ("Marienkäfer"). Die Proben für das Konzert haben natürlich an Carlas "erstem Schultag" schon längst begonnen ...

Die Leiterin der Ladybird-Gruppe lässt Carla an den umfangreichen Proben für das Konzert einfach mitmachen; so wahnsinnig schwierig ist das auch nicht, denn von den Kleinsten wird bzgl. Text und Choreografie noch nicht so furchtbar viel erwartet: Das Motto des Konzerts ist "Amazing Journey around the World", also passt so ziemlich alles von dieser Welt hinein in die Konzert-Reise, und die Gruppe der Ladybirds tritt auf als ... Kängurus! Kängurus in diesem Fall haben braune Ohren, ein braunes Fell (können auch ein entsprechend farbiges T-Shirt und ne passende Hose sein), Text gibt es keinen, und die Choreografie besteht aus Rumhüpfen und Klatschen.

Bei den Proben scheint Carla sich ausreichend zu beteiligen, hat wohl ihren Spass dabei, und so darf sie auch beim großen Auftritt am 27. Oktober dabei sein. Der Aufführungsort ist das Auditorium der "Bishop's High School" in der Nähe, eine wunderschön gelegene elitäre Jungen-Schule. Damit die Aufführung auch insgesamt auf der für die Kinder ungewohnten Bühne klappt, gibt's am Freitag vorher eine Generalprobe, die Carla und ihre Mit-Kängurus nicht witzig finden (sie weint eigentlich nur und will weg...), aber nichtsdestotrotz (oder grade deswegen) klappt die eigentliche Aufführung ganz gut: Und als sogar Mama sich zum Häschen (äh, Känguru) macht, kann wirklich nichts mehr schiefgehen, seht selbst:

Sunday, November 4, 2007

Nationalpark "Behinderte Schildkröte"

Tja, so richtig läuft das ja nicht zur Zeit mit diesem Weblog: Ich bin ziemlich hintendran von unseren Erlebnissen zu berichten, aber auf der anderen Seite: Sooo spannende Sachen gibt es gar nicht zu berichten. Wir haben ein neues Zuhause gefunden (ab 1. November), wir tun was für Carlas Kontakte (und ein bißchen auch für Pedis), meine Arbeit sieht nach wie vor gut aus, etc. etc.

Und außerdem: Liest das hier überhaupt noch jemand? Ich habe so meine Zweifel. Der letzte, der es liest, kann ja mal nen Kommentar hinterlassen, bitte?

Die kleinen Erlebnisse des vergangenen Sonntags will ich aber dennoch kurz schildern und mit ein paar Bildern belegen. Falls sich jemand an den allerersten Eintrag erinnert: Ich schreibe das Ganze ja auch für mich, quasi gegen meine eigene Vergesslichkeit ;-)

Seit einem Monat sind wir in Afrika ... und haben die Stadt noch kaum verlassen. Das ist für sich genommen noch nicht wirklich schlimm, weil uns Kapstadt gut gefällt; sonst wären wir nicht hierher. Und bisher wurden wir auch nicht enttäuscht: Am Samstag hatten wir z.B. eine kleine Farm mit "Streichelzoo" für Carla besucht, dann ein Drachenfestival (also, viele Menschen mit fliegenden Drachen an Schnüren), das Ganze in der großen "False Bay" mit Tafelberg und blauem Himmel als ständiger Kulisse. Dennoch: Wir wollten auch mal raus, z.B. Tiere anschauen, denn zumindest von Bildern wissen wir, dass es in Afrika exotische Exemplare gibt.

Eine schöne Möglichkeit scheint uns der "West Coast National Park" zu sein, ca. 90 Minuten nördlich von Kapstadt (und damit logischerweise an der Atlantikküste). Eine Internetseite hatte er auch (aber nicht so aussagekräftig), und so sind wir halb neun morgens los, mit Fotoapparat und Kamera bewaffnet (und Sandeimer und -schaufel für Carla).

Nach 25 Minuten Fahrt wirds gemütlich, die Strasse schnurgerade mit wenig Verkehr, die Landschaft karg, buschig, mehr und mehr in eine Art Heidelandschaft übergehend. Unterwegs sehen wir die ein oder andere private Jagd- oder Tierzuchtfarm, am Eingang zum Nationalpark gibt es ein Häuschen, einen Obulus von 20 Rand (ca. 2 Euro) pro Erwachsenem, und schon sind wir drin.

Die Landschaft geht für ein paar Kilometer weiter wie bisher, nur dass die Zäune fehlen, und plötzlich die ersten Tiere! Eine Straußenfamilie kreuzt unseren Weg, und wir müssen bremsen. Na, fängt ja schonmal gut an. Pedi liest aus dem Nationalpark-Flyer vor, dass es hier Löwen und Nilpferde und Elefanten ... gab - vor 300 Jahren. Na gut, dann gibts ja bestimmt genug andere Tiere hier, wenn die Enden der Ernährungskette fehlen...

Erstmal steuern wir das Informationszentrum an. Das ist ein schönes Farmgebäude in holländischen Stil am südlichen Ende der Lagune, davor parken ganze zwei Autos. Es pfeift ein noch recht frischer Wind, und wir betreten in Jacken den Vorhof, gehen auf die rückseitige Terrasse, wo erstaunlicherweise ca. drei Tischen besetzt sind und Gäste ihr Frühstück zu sich nehmen. De Spielplatz hat ein Zebra ... aber nur als Schaukelpferd, was Carla aber vermutlich länger begeistert als ein echtes Zebra es getan hätte.

Carla reitet auf einem (fast echten) Zebra

Vom zweiten Frühstück (das man auch frühes Mittagessen hätte nennen können) gestärkt spazieren wir über den Spielplatz und über die Wiese zwischen Hof und Lagune zurück Richtung Auto. Und dann... ein Tier! Eine unscheinbare Schildkröte kriecht gemütlich über die Wiese in Richtung Wasser. Carla findest den dahinschlurfenden Stein zumindest ein bißchen spannend, siehe Bild. In diesem Moment kommt eine kleine Gruppe mittelalter Tierbeobachter vorbei, bewaffnet mit Kameras mit sehr langen Objektiven, Fernrohren in Schutzhüllen und Bestimmungsbüchern. Ihrer Hautfarbe und der Kleidung nach haben sie die letzten Monate Höhlentiere unter Tage beobachtet. Eine der älteren Damen wendet sich ebenfalls interessiert der Schildkröte zu, und schlägt gleich in einem ihrer Bücher nach, damit sie das arme Tier auch bei ihrem lateinischen Namen rufen kann. Bedauerlicherweise klappt die Bestimmung aber nicht ganz, da sich die Schildkröte nicht an die Unterseite ihres Halses schauen lässt; die An- oder Abwesenheit eines hellen Dreiecks unten am Hals hätte nämlich erst die Bestimmung eindeutig gemacht. Wir haben das allerdings nicht so sehr bedauert, und als die Gruppe von Tierbeobachtern weitergegangen ist in Richtung von Unterständen zum Vögel-Beobachten, haben wir die Behinderung des armen Tiers festgestellt: Ihr rechtes vorderes Bein funktionierte nicht richtig.

Eine Schildkröte! (Leider etwas behindert…)

Wir fahren weiter. Jetzt begegnen wir alle paar hundert Metern Tieren! Allerdings alles Schildkröten: Man muss ziemlich aufpassen, nicht drüberzufahren, erstens sieht man sie nicht so gut auf der Strasse, zweitens sind sie (wenn sie keine Behinderung haben) ziemlich schnell: Mal schnell in einem Bogen um das Tier herumfahren, könnte fatal enden, wenn so ein bebeinter Panzer plötzlich die Richtung ändern sollte.

Der Weg führt uns mit häufigem Blick auf den Atlantik über sandige Dünen, größtenteils Heide-ähnlich bewachsen. Es wimmelt schon wieder ziemlich, allerdings in erster Linie Vögel (es gibt auch kleinere als Strausse), und wenn man ne halbe Minute aufs Wasser kuckt (Atlantik, nicht Lagune), sieht man auch Wale ihre Flossen lüften; die Entfernung zu den Tieren ist aber so groß, dass es uns nicht langfristig begeistert zuzuschauen.

Es gibt noch eine verschlafene Bucht in der Lagune, in der eine Handvoll Segler ankert, und am Atlantik eine sandstrandige Bucht mit Aussicht auf ein Wrack. Bevor uns zu langweilig wird, drehen wir um (wir sind ja auch schon fast am Ende der Landzunge angekommen, die die Lagune bildet), fahren um die Lagune rum und weiter nach Langebaan, einem mittelgroßen Ferienort, der wohl vor allem von Kapstädtern als Wochenendziel zum Angeln und für Wassersport (Segeln, Kitesurfen) genutzt wird. Die Sonne kommt ein bißchen kräftiger raus, nach einem kurzen Getränk und ein bißchen Bummeln an Souvenierläden entlang begeben wir uns mit Carlas Sandeimer zum Strand. Somit hat Carla zumindest heute einen adäquaten Sandkasten: In Kapstadt sind Spielplätze nämlich selten mit solchen ausgestattet.

Dänischer Strand?

welle.jpg

Sunday, October 14, 2007

Umzugstag

Ein Umzug nach "Übersee" ist eigentlich nicht wesentlich anders als ein normaler Umzug innerhalb eines Landes: Wir haben wohl ungefähr so viel Hausrat (und Gerümpel) wie andere junge Familien auch, und der will eben entsorgt oder eingepackt werden. Irgendwie hatten wir gehofft, dass wir nicht so viel "Zeug" angehäuft hätten, aber es kamen dann doch über 80 gepackte Kartons heraus... schrecklich eigentlich! Es scheint eine "kosmische Konstante" zugeben, die festlegt, wie viel Gerümpel sich anhäuft über die Zeit, vermutlich "Anzahl Jahre mal Wohn- und Kellerfläche im Quadrat", nicht zu vergessen die Multiplikation mit der n-ten Wurzel aus dem Kleinkindfaktor, wobei n der Anzahl Kinder entspricht...

Einen wesentlichen Unterschied zu einem Inlands-Umzug gibt es für uns doch: Zu einem festgelegten Termin werden die Container-Türen verschlossen - und was dann nicht drin ist, muss entweder im Flieger mit oder auf den Müll... mal eben die letzten Kisten noch im Kombi mitnehmen oder zwei Tage später abholen geht nicht. Damit das auch wirklich klappt, hatten wir schon Wochen vorher einen Zeitplan für die letzten paar Tage erstellt. Darin tauchten "große" Punkte auf wie der Verkauf unseres schönen Saab-Kombis ans Autohaus (Dienstag um 15 Uhr), aber auch "kleine" wie das Entsorgen der Batterien, die sich im Laufe der Jahre in einer Tüte in der Abstellkammer angesammelt hatten. Wie das dann eben so ist, gibt es manche "Kleinigkeiten", die dann plötzlich doch nicht klappen; Beispiel: Um die restlichen Grünabfälle von der Terrasse und den "Problemmüll" (hauptsächlich Chemikalien aus meinem Fotolabor) zu entsorgen, hatte ich schon Tage vorher die Öffnungszeiten des nächstgelegenen Recyclinghofs geprüft und passend für Montag, 11.00 Uhr, die Fahrt dahin geplant... als der Recyclinghof meines Vertrauens sich dann aber für Problemmüll dieser Art für "nicht zuständig" erklärt und der nächste von mir angefahrene Recyclinghof dummerweise aber erst um 14.00 Uhr öffnet (was mir Ersterer leider *nicht* gesagt hat), geht schon mal ne knappe Stunde für Nichts und Wieder-Nichts drauf.

Der Umzugstag selbst, also der Tag, an dem die Packer kommen, die Wohnung schnell leer und der Möbelwagen voll werden, verlief wohl ungefähr so wie jeder andere vergleichbar große Umzug auch: Es kommen furchtbar viele Packer, die toll reden über ihre Berufserfahrung und was sie nicht schon alles mit vierten Stockwerken erlebt haben, die eigentlich nur in Anwesenheit ihres Chefs zügig anpacken, und die am Ende ein bißchen nachlässig sind: Als ich nochmal durch die Wohnung ging (ca. 18.00 Uhr) und zig Kleinigkeiten noch nicht verladen / eingepackt waren (die Wanduhr, zwei Regale, der Staubsauger, ...), war ich doch etwas ungehalten. Und meine Massnahme, zu Beginn mit *allen* Packern einen Rundgang zu machen und auf die Besonderheiten hinzuweisen ("Dieses Bücherregal ist eine *Ausnaaahme* und wird *niiicht* eingepackt!"), war leider auch ohne Erfolg; ich konnte grade noch das Verpacken in Luftpolsterfolie und den Abtransport in den Möbelwagen verhindern. Vielleicht hätte ich doch mehr Mannemerisch über die letzten Jahre lernen und praktizieren sollen?

Was Carla sich so gedacht hat, wissen wir natürlich nicht genau. Als sie aber nacheinander alle ihr bekannten Spielsachen und Möbel (z.B. das Kinderbett) in Luftpolsterfolie eingepackt den Möbelaufzug ins "Nichts" runterfahren sah, war sie doch sichtlich beunruhigt. Wir haben ihr zwar versucht zu erklären, dass das alles in ein "Auto" geladen wird und wir es bald in Afrika wiedersehen; aber wahrscheinlich geht sie erstmal davon aus, nichts von alledem wiederzusehen. Wenn wir dann hier den Container öffnen, wird das wohl ne große und schöne Überraschung für sie!

Carla am Einpacktag mit Kisten

Aus irgendwelchen Gründen hat der Umzugstyp entschieden, alles erstmal in einen Möbelwagen und erst am Tag drauf in den Container zu verladen. Also haben wir am Dienstag das Beladen des Containers auf dem Geländer der Spedition beobachtet (und fotografiert, falls etwas beschädigt werden sollte bei der Ankunft in Kapstadt, zwecks Versicherungsanspruch): Dass da Carlas ganzes Hab und Gut gut versteckt in kaschierter Luftpolsterfolie seesicher umgeladen wurde, hat Carla wohl nicht kapiert; sie fand es einfach spannend.

Wohnung ist leer, der Container ist voll, und Carla findet es spannend.

Ist das wirklich “seesicher” verpackt?

Zu

Wednesday, October 3, 2007

Erste Meldung "von unten"

Tja, es ist ja schon ziemlich überfällig, dass ich/wir mal etwas berichten von unseren spannenden Erlebnissen in den ersten Tagen und Wochen in Kapstadt ... nur leider ist es doch etwas Anderes, zu Dritt hier zu sein als alleine: Alleine hatte ich entspannte Abende mit viel Zeit, beginnend nach Arbeitsende; am Wochenende noch viel mehr Zeit. Aber mit Pedi und Carla sieht das anders aus: Nicht nur bei der Arbeit will jemand was von mir, sondern auch zu Hause ;-) Da haben dann natürlich die Beiden Vorrang vor dem Schreiben des Weblogs.

Desweiteren muss ich zu meiner Entschuldigung sagen: Wir haben in unserer momentanen Bleibe keine Internet-Verbindung, und die Verbindung im Büro ist wirklich furchtbar langsam: Knapp 20 Leute teilen sich eine 512kBit-Leitung. (Die vielen IT-erfahrenen Leser dieses Blogs können wohl erahnen, was das bedeutet...)

Immerhin will ich ein kurzes Lebenszeichen hier senden, und zeigen, dass Carla mit den Umstellungen bestens zurechtzukommen scheint: Für sie nicht ganz angenehm ist sicher, dass sie nur wenig Spielzeug hier hat ... bis der Container ankommt, und das dauert noch ein bisschen. Wie man aber unten erkennen kann, weiß Carla sich durchaus zu helfen: Wenn es keine kindgemäßen Spielsachen gibt, nimmt sie eben, was sie kriegen kann. (Die Putzmittel haben wir natürlich sicher verwahrt; nicht, dass sie mangels "gewohnter" Nahrung auf dumme Gedanken kommt und ihre Müsliriegel mit Scheuermilch verfeinert.)

Carla spielt mit Putzhandschuhen

Sunday, August 26, 2007

Nach Hause telefonieren

Mittlerweile bin ich wieder "daheim" in Mannheim ... und meine Motivation, zu bloggen, ist nicht so wahnsinnig groß, wie man an der langen Pause seit dem letzten Eintrag sehen kann. Nichtsdestotrotz will ich berichten vom "Nach-Hause Telefonieren".

Nach Hause telefonieren ist wichtig, weil erstens fünf Wochen getrennt zu sein ne lange Zeit ist für uns kleine Familie: Pedi und ich waren in den letzten 9 Jahren nicht so lange am Stück getrennt (jaha, sooo lange sind wir schon zusammen), und mit so ner süßen Tochter daheim fällt es mir besonders schwer, insbesondere weil sie sich so schnell weiterentwickelt mit ihren knapp anderthalb Jahren. Meine größte Befürchtung (zum Glück nicht eingetreten) war, dass Carla in meiner Abwesenheit das Sprechen lernt und mich mit "Mama, was ist das für ein Fremder?" begrüßt...

Entsprechend hatten wir schon vor meiner Abreise nach Kapstadt geplant, wie ich am besten mit meinen beiden Schätzen in Kontakt bleiben kann: Über Skype, am besten mit ner Webcam auf beiden Seiten. Skype kostet nichts (bis auf die Internetverbindung), und ne Webcam dazuzunehmen sollte helfen, mit Carla visuell Kontakt zu halten: ohne Bild würde sie vielleicht Papas Stimme erkennen, aber nach 5 Sekunden lieber irgendwelche Knöpfe auf dem Telefon drücken als mir zuzuhören ... und mir was erzählen würde ja (mangels Sprechen-Können) eh noch nicht klappen.

Von ein paar Widrigkeiten bzgl. nicht immer 100%ig funktionierender Internet-Verbindungen abgesehen, hat das Skypen hervorragend geklappt! So sieht das dann für mich aus:

Skypen mit Carla (1)

Skypen mit Carla (2)

Skypen mit Carla (3)

Das Schönste für mich im Bezug auf Carla ist aber, dass sie das Skypen wirklich als (zu) multimedial angenommen hat: Sie hat mir nicht nur was erzählt (in ihrer Plappersprache) und mich angelächelt, sie hat mir auch den Schnuller geben wollen, ein Stück Salzbrezel (wenn sie die grade in der Hand hatte) und das Beste war, dass sie mir sogar Gute-Nacht-Küsschen auf den Bildschirm gegeben hat! Hier ist der Beweis:

Skypen mit Carla (4)

Skypen mit Carla (5)

Der Monitor in Mannheim ist jetzt natürlich versaut...

Und zum Verabschieden haben wir uns (natürlich) zugewunken (was man vielleicht hier erkennen kann):

Skypen mit Carla (6)

Saturday, August 11, 2007

Wetter im Winter

Tja, die letzten Tage bin ich offensichtlich etwas nachlässig mit dem Fortsetzen meines Blogs geworden... Sorry! So einen wirklich spezifischen Grund gibt es eigentlich nicht, es ist auch nicht so, dass ich plötzlich total viel Arbeiten würde... ein Unterschied ist aber vielleicht doch, dass ich ein paar mehr soziale Kontakte als zu Anfang habe, und die dann auch pflege, z.B. Abendessen mit Markus und Liz oder Rennen-Gehen mit Bianca (eine echte Südafrikanerin) oder gemütlich Wein trinken und smalltalken mit Catrin, Michael und Simon (alle drei aus Hamburg). Aber... dazu ein ander mal, jetzt geht's erstmal um das spezielle Thema Wetter.

Ok, das Wetter ist nicht das wirklich weltbewegendste aller Themen, aber aus verschiedenen Gründen doch spannend:

  • Es wird hier ständig drüber gesprochen.

  • Nach dem Aufstehen muss man (grundsätzlich, auch in Kapstadt...) entscheiden, was man für den Tag anzieht... und das zu erwartende Wetter spielt dabei eine Rolle.

  • Ich gehe davon aus, dass es im Sommer ohnehin warm (und trocken) genug für uns ist; jetzt aber ist Winter, und ich bin neugierig zu erleben, ob es sehr ungemütlich oder doch "auch ganz ok" hier ist. Damit kann ich vielleicht auch unseren Gästen, die vorhaben, im Nordhalbkugel-Sommer uns zu besuchen, schon mal einen Eindruck über das wettermäßig zu Erwartende geben.


Rein kalendarisch befindet sich Kapstadt jetzt mitten in Winter; wenn also die Bezeichnungen der Monate nicht am Kalenderjahr, sondern am "Jahreszeitenjahr" festgemacht wären, wäre jetzt grade der 9. Februar (statt dem 9. August), und da stelle ich mir ganz Deutschland im Schneeregen, -2 bis 5 Grad, viel Dunkelheit, 50cm Schnee im Schwarzwald, Glatteis auf der A3, ... vor. Jetzt versuche ich mal, eine ähnliche Vorstellung bzgl. des momentanen Kapstadt-Wetters zu erzeugen.

Kapstadts Häuser haben keine Heizungen. Bräuchte man denn eine in der Wohnung? Na ja, ich habe (zumindest während einiger Tage) wirklich gefroren, mich ins Bett gelegt, nicht um zu Schlafen, sondern um wieder warm zu werden, und unter der Bettdecke Zähne geputzt! Es war schweinekalt! Aber: Würde eine Heizung helfen? Leider nicht viel, weil es nicht nur an den fehlenden Heizungen, sondern auch an der Bauweise der Häuser liegt, dass man friert: Selbst meine zweite Behausung, die ich wirklich als luxuriös bezeichnen würde, hatte sichtbare Ritzen neben den Fenstern, ein Blechdach ohne irgendeine Isolierung, bei Wind bewegten sich die Vorhänge auch bei geschlossenem Fenster und bei starkem Regen nachts bin ich aufgewacht ob des Lärms, der eine Unterhaltung zum gegenseitigen Anschreien hätte werden lassen. Ausserdem kann ich mir nicht vorstellen, dass auch nur eine einzige, doppelt verglaste Fensterscheibe jemals das südliche Afrika erreicht hat... Die Wirkung einer super Heizung würde also hier ziemlich verpuffen, weil unter diesen Bedingungen die Wärme vielleicht zur globalen Erwärmung, nicht aber zu meiner "Entfröstelung" beitragen würde.

Hört sich ziemlich ungemütlich an, oder? Es gibt noch mehr davon, ... z.B. der Regen: Durch mein Blechdach nehme ich ziemlich gut wahr, wann und wie stark es regnet: Wenn es an einem Tag regnet, dann immer mehrfach, (fast) nie kontinuierlich und nieselig, fast immer eher kurz (2 Minuten oder 10 Minuten) und wirklich heftig! Einmal war ich auf dem Weg vom Büro zum Auto, etwa 25 Meter, und ich hab die Heftigkeit des Regens unterschätzt: Trotz geschlossener Regenjacke mit Kapuze kam ich rennend und mit komplett nasser Hose am Auto an, mit den schlimmsten Befürchtungen für mein Laptop: Das steckt in einem Rucksack mit Reißverschluss, und der Reißverschluss kann das Wasser nicht komplett zurückgehalten haben; hat er auch nicht, aber das Laptop hat zum Glück überlebt. Ein andermal war ich Rennen am Green Point, und 45 Sekunden vor Erreichen des schützenden Autos begann es zu regnen: Die Dusche danach hätte ich mir eigentlich sparen können und ich konnte das Wasser aus meinen Schuhen ausleeren.

Tja, das ist Afrika? Im Winter in Kapstadt wohl schon. Vor zwei Wochen war ich für meine Firma einen Tag in Johannesburg, da ist es total anders: Die haben den Regen im Sommer, wenns warm ist, im Winter ist es total trocken, strahlend blauer Himmel, 25 Grad am Tag und -5 in der Nacht (und auch ohne Heizung, übrigens). Der Nachteil dort ist, dass es wirklich nach Wüste aussieht und überall staubig ist wegen des mangelnden Niederschlags. - Jemand erzählte von East Londen (nein, nicht ein Teil der britischen Hauptstadt, sondern eine Stadt am indischen Ozean in Südafrika), dass es auch dort trotz Küste im Winter sehr (eigentlich zu) trocken ist. Kapstadt hat also offenbar sein eigenes Mikroklima.

Als ich den einen Tag in Joburg war (Joburg = Kurzform von Johannesburg, jeder spricht hier nur von Joburg), hats mal richtig ge-unwettert, also das schlimmste Wetter hab ich wohl gar nicht mitbekommen. Die Bilder, an diesem Tag aufgenommen, hat mir Lloyd, einer meiner netten Kollegen, geschickt:

Überflutungen nach Unwetter

Überflutungen nach Unwetter

Ok, jetzt aber mal zu den positiven Seiten des Winterwetters, die gibt es nämlich zum Glück auch!

Erstens zur Kälte: Man muss sich halt einfach richtig anziehen. (Und das hab ich am Anfang nicht so geblickt, ehrlich gesagt). Und "richtig" heißt eben *nicht*, den Wetterbericht in der Tagesschau zu kucken, dementsprechend ein T-Shirt oder nen Pulli rauszulegen für den nächsten Tag. "Richtig" heißt: Einfach auf alles vorbereitet sein, z.B. durch "Zwiebelkleidung": Ich hab mir angewöhnt, bei unsicherer Wetterlage (und die ist meistens unsicher) mit bis zu drei T-Shirts (oder zwei T-Shirts und nem kurzärmeligen Hemd) plus einer Strickjacke oder Ähnlichem, und natürlich dann noch mit ner (nicht gefütterten) Regenjacke aus dem Haus zu gehen. Und siehe da: Ich habe nicht mehr gefroren, konnte mich bei Bedarf entzwiebeln, beim Kälterwerden das Ganze rückwärts, und in der Wohnung mit drei T-Shirts und nem Pulli rumzulaufen passt vielleicht nicht ganz zum inneren Bild von Afrika, aber es macht das Ganze angenehm.

Dann zum Regen: Der große Vorteil ist eigentlich, dass es (fast) nie lange regnet, aber wenn es regnet, dann eben kräftig.

Was das Ganze wirklich spannend und dann doch angenehm macht (und für meine Begriffe auch die negativen Aspekte von Regen und Kälte wieder wettmacht): Das Wetter kann sich total schnell ändern, und selbst im Winter kann es richtig super sein! Zum Beweis hier ein paar Bilder vom letzten Sonntag: Ich hab mich geärgert, meine Badehose nicht dabeizuhaben an diesem netten Strand, aber ich hätte 25 Grad im Schatten und schönstes Badewetter einfach nicht für möglich gehalten, nach 5 Grad am Morgen und den heftigen Regenschauern, die noch nach Sonnenaufgang über mein Blechdach rauschten! Ich verstehe jetzt, warum Capetonians ("Kapstädter Einwohner") sagen, es gäbe auch "vier Jahreszeiten an einem Tag"... und es gibt fast keinen Tag, an dem nicht mindestens einmal die Sonne scheint!

Am Strand im Winter

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Wer uns also in dieser Jahreszeit besuchen kommen möchte: Ich hoffe, durch meine Beschreibung einen Beitrag zur Einschätzung des wichtigen Themas "Wetter" geliefert zu haben.

Sunday, July 29, 2007

Segeln!

Es gibt mehrere Gründe, warum wir nach Kapstadt ziehen. Einer meiner Gründe ist das Segeln: Ich will (wenigstens für eine gewisse Zeit meines Lebens) die Möglichkeit haben, einfach und gut Segeln zu können. "Einfach" heißt, ohne stundenlange Anfahrt oder sonstige Komplikationen, "Gut" heißt, mit ausreichend Wind und interessanten Segelbedingungen - und Süddeutschland hat eben keine guten Segelbedingungen, weil meist zu wenig Wind; einfach ist es darüberhinaus auch nicht, weil mind. 4 Stunden Anfahrt mit Dem Auto nötig wären.

Aber hier! Es ist einfach, nämlich 15 Minuten mit dem Auto zum "Royal Cape Yacht Club", und "Gut" allemal, denn Kapstadt gilt als ziemlich windig, und das Kap der guten Hoffnung ist auch nicht grade langweilig und anspruchslos zum Segeln...

Zufällig erfahre ich in der ersten Woche, dass Willie (mein Chef) gern segelt. Die Woche drauf am Donnerstag erwähnt er, dass am Samstag Regatta ist. "If you like, be at Keith's boat at 1 p.m." Wow! Das lasse ich mir natürlich nicht zweimal sagen, kaufe am Samstag früh noch Segelhandschuhe (brauche ich eh, denn meine alten sind in Berlin verschütt gegangen), und bin pünktlich um eins am Boot. (Keith, der mich noch gar nicht kennt, hat mich dank Willie auf die Gästeliste gesetzt.)

Das Boot ist eine 33-Fuß Slup, 25 Jahre alt, ist irgendwie gesponsert, der de-facto-Eigner scheint aber Keith zu sein: Er hat irgendwas mit Informatik und der UCT (University of Cape Town) zu tun, nicht mehr der Jüngste (siehe Bilder unten), und er ist definitiv ziemlich segelbegeistert: Auf die Frage, wie oft er den Atlantik schon überquert hat, kann er nur mit einer Schätzung antworten.

Das Wetter ist sonnig, ca. 20 Grad oder ein bißchen mehr, der Wind ist allerdings nicht so furchtbar sportlich, also eher etwas zurückhaltend. Ich bin trotzdem aufgeregt, muss ja immerhin auch gleich mitmachen, und die ganzen Segelbegriffe wie "Schot" oder "Halse" kann ich ja getrost vergessen, jetzt muss ich mit den entsprechenden englischen zurechtkommen.

Insgesamt sind wir zu acht auf dem Boot, eigentlich mehr als nötig. Ist aber spannend, die ganzen Anderen ein bißchen kennenzulernen; altersmäßig ist es gemischt, ich bin wohl knapp der Jüngste, drei sind wohl zwischen 35 und 40, der Rest ist 55 bis 60 (schätze ich vorsichtig). Auch von der Herkunft her ist es gemischt, Willie und Gerald und David sind weiße Südafrikaner, Keith ist irgendwie britisch (glaube ich), Jeff ist Kanadier, und Dave ist Franzose.

Der Ton an Bord ist sehr entspannt, es gibt viele Scherze (von denen ich 70% nicht verstehe), David und Keith sind definitiv die erfahrensten, David beeindruckt mich sehr mit seinen Fähigkeiten am Ruder, Keith ist eher der Taktiker. Alle zum Segeln und zur Regatta gehörenden Abläufe haben die beiden wohl schon hundertmal praktiziert. Das sorgt z.B. dafür, dass wir beim Start aus einer guten Position heraus als eines der ersten Boote die Startlinie passieren! (Ich kann da natürlich nix dafür, Keith hat die Taktik erläutert, David am Ruder ausgeführt, und die verbleibenden 12 Hände haben, teils selbständig, teils auf Kommando, die entsprechenden Falle ("halyard") und Schoten ("sheet") unter Kontrolle.)

25 bis 30 Yachten sind gestartet, und zu Beginn schauen wir noch auf einige zurück:

Regatta am Kap, kurz nach dem Start

Später überholen uns einige, teils natürlich, weil sie besser segeln, aber auch, weil einige der Boote deutlich mehr Länge und somit eine höhere Endgeschwindigkeit haben.

Insgesamt ist es ein gemütliches, sonniges Segeln, mit Blick auf Hafen und Stadt. Kuckt man in die anderen Himmelsrichtungen, kommt lange nichts: Richtung Süden ist das nächste Festland die Antarktis, Richtung Westen und West-Nord-West könnte man bis Buenos Aires bzw. Rio de Janeiro schauen, wäre die Erde eine Scheibe.

Regatta am Tafelberg, gemütlich

... das war am 21. Juli. Am folgenden Samstag ist aber auch Regatta, und Keith hat mich eingeladen, mitzusegeln! Na klar, ich bin dabei!

Tja, das offizielle Wetter (www.weathersa.co.za) hört sich so an:
Expected Weather

National Warning - Issued on Saturday, 28 July 2007 at 16.00
Gale force north-westerly to westerly winds, accompanied by very rough seas with wave heights in excess of 5m are expected between Cape Point and East London.
Very cold conditions are expected over the highground of the Western and Northern Cape Provinces as well as southern Drakensberg, Lesotho and the north-eastern highground of the Eastern Cape. Conditions which may lead to the development and spread runaway fires are expected over Mpumalanga lowveld, Swaziland and KwaZulu-Natal.

Wusste ich aber nix von. Beim Rausschauen morgens bot sich mir dasselbe traurige Wetterbild wie tags zuvor: Dunkelgrau verhangener Himmel, hin und wieder kräftige Regenschauer, am Freitag sogar mit zwei Hagelschauern kombiniert... und jeder Schauer ist so, dass man selbst mit Regenjacke schnell zum nächsten Unterstand rennt, weil durch den Wind die Nässe gleich überall reinkriecht.

Letzte Woche war ich in Jeans segeln, und blieb trocken, heute ist das undenkbar: Entweder ich stelle mich aufs Nasswerden ein, oder ich muss in Segelkleidung investieren. "Investieren" ist da aber leider wörtlich gemeint, denn die Preise, die ich bei einem Segelladen-Besuch vor einigen Tagen gesehen hatte, sind heftig.

Ich begebe mich zu dem mir schon bekannten Segelladen im Zentrum. Dort gibt es alles für den Segelbedarf, was sich tragen lässt, von Leinen und Beschlägen bis zu Bord-Klos. Segel-Klamotten gibt es auch. (Ich hatte mir schon vor meinem ersten Segeln Handschuhe hier gekauft.) Ein freundlicher älterer Herr führt mich über eine kleine Stiege in den zweiten Stock, wo alles Bekleidungsartige versammelt ist, also Jacken, Hosen, Stiefel, Neoprenanzüge, Trapezhosen, usw. Bei den Stiefeln gibt es grade ein "Auslaufmodell" mit 40% Rabatt... meine Größe ist auch dabei, und da die eh so aussehen, wie die, die hier jeder zum Segeln hat (fast wie normale Gummistiefel, blau mit weißem Rand, nur die Sohle ist anders, nämlich glatt), entscheide ich mich schon mal dafür.

Jetzt kommt der schwierigere Teil, nämlich die Hose. Ich hatte Willie gefragt, ob er denkt, ich könnte von jemanden ne Hose leihen (vielleicht hat einer der anderen ne Zweithose?). Er aber meinte, dass das schwierig sein dürfte (weil der Trend doch nicht so zur Zweit(segel)hose geht...), sie mir dann eher nicht passen würde, es aber auf dem Boot ne "Plastikhose" zum Drüberziehen gäbe. Die wäre aber eben weder warm (war sie noch nie), aber auch nicht wasserdicht (weil schon ein bißchen verschlissen).

Also, schau ich mir die Hosen an. Ich lasse mir die budgetfreundlichste, aber doch noch taugliche Hose zeigen. Soll laut Preisschild ca. 140 Euro kosten. Es ist eigentlich etwas mehr als ne Hose, der "Bund" befindet sich nämlich knapp unter den Armen, und breite Hosenträger halten das Ding oben. Sieht nicht wirklich schick aus, soll aber in erster Linie funktionieren, nämlich Wasser draußen und Wärme drin halten. Ich zögere, denke dann ans Wetter und meinen Drang, heute zu segeln, und als ich dann noch 15% Rabatt bekomme (warum eigentlich?) gibts nicht mehr viel zu entscheiden: Wo ist die Kreditkarte? Los gehts!

Ich will grade den Laden verlassen, da ruft Keith an: Die Wetterbedingungen seien "on the borderline", er nimmt im Moment an, dass es keine Regatta gibt, könnte sich aber noch ändern. Ich soll aber doch wie verabredet um 13 Uhr am Boot sein. Wenn nicht segeln, dann gäbe es mindestens ein gemeinsames Bier. Mhm... na ja, jetzt hab ich die Hose schon bezahlt, und außerdem ist es ja wohl nicht das letzte Mal, dass ich die gebrauchen kann.

Am Yachtclub angekommen, muss ich mal ausnahmsweise nicht rennen: Es ist grade trocken. Nachdem ich mich in die Gästeliste eingetragen und den Wachmann passiert habe, kommt mir David (der Steuermann) grinsend entgegen: "The boys want to go!" Das Grinsen bedeutet wohl, dass er sich darauf freut...

Am Boot angekommen, begrüßen mich Keith, der andere David und Jeff (der Kanadier) und Harald (der deutsche Ingenieur). Ich führe meine neu erworbene Ausrüstung vor, und Keith bemerkt zustimmend, dass die Hose (bzw. die Marke) wohl die mit dem besten Preis-Leistungsverhältnis sei. Wenn ich mir den Wind und die viertelstündig einfallenden Schauer so betrachte, war die Hose wohl die beste Entscheidung des Tages (bisher)...

Bei den Vorbereitungen aufs Ablegen fühle ich mich schon wesentlich geübter als beim letzten Mal: Großsegel vorbereiten (einfach gerefft), Vorsegel auspacken und anschlagen, Schoten dran... klappt schon ganz gut, und mit den Begriffen komme ich schon viel besser zurecht.

Keith eröffnet mir: "Christian, you'll do the foredeck today" fühle ich mich erneut bzgl. meines Hosenkaufs bestätigt: foredeck ist ganz vorn bei der Fock, und das wird heute mit Sicherheit der nasseste Platz oberhalb der Wasserlinie. Auf meine Frage "And who will join me?" folgt Schweigen ... und dann "Maybe Christian?" Mhmm, ich soll das also alleine machen? Na gut, danke für das Vertrauen.

Und schon geht's los. Raus aus dem Hafen, vorbei an einem riesigen Ölplattformschiff (sieht aus wie ne Kreuzung aus Ölplattform und Tankschiff) und einigen chinesischen Fischerbooten, die nur noch durch Rost und chinesische Schriftzeichen zusammengehalten scheinen. Außer uns sehe ich noch zwei andere Segelschiffe.

Als wir die Kaimauern hinter uns lassen, geht das Auf und Ab los. Die Wetterwarnung sprach von Wellen größer fünf Meter ... ich hab aber keine Ahnung, wie hoch die Wellen sind, durch die wir fahren: Jedenfalls verschwinden die anderen Segler oft komplett hinter dem Wellenberg, der sich vor uns aufbaut... (kann man auf den Bildern leider nicht so sehen:

Hart am Wind Nette Wellen

Ich bin komplett begeistert: Kraftvoll düsen wir durch die Wellen, und die Naturgewalten toben sich aus. Die Arbeit auf dem Vorschiff ist erstaunlich locker, weil ich abgesehen vom Auftakeln nur noch einmal nach ganz vorne musste (das ist dann allerdings wirklich ne wacklige Angelegenheit...). Ich kann mich also Richtung Cockpit begeben, und mit dem jungen David zusammen die Fock bedienen. Das müssen wir auch ziemlich heftig, weil ... wir sind ja in ner Regatta! Den Start kriege ich kaum mit (läuft über Funk, und den hört nur Jeff gut, der im Kajütendurchgang steht, der gibt es dann weiter an Keith, Keith und David besprechen die beste Taktik, Startschuss (gibt's einen?) würde eh keiner hören).

Später lerne ich, dass ne Regatta nur ausgetragen wird, wenn mindestens vier Boote antreten. Später sehe ich, dass wir ungefähr sechs oder sieben Boote sind.

Die Fock bei dem Wind zu bedienen, ist echt ne Herausforderung: Das Winschen ist schwierig, weil die Schoten nass und das Deck rutschig sind, die Koordination ist auch nicht so leicht, weil wir eigentlich einer zu viel sind: Jeff ist kaum segelerfahren, und er steht oft in der Nähe des Cockpits, wenn es nicht grade heißt "weight up", was bedeutet, dass wir uns auf die hohe Kante (die Luvseite) zum Gewichtstrimm setzen sollen. Die Stimmung ist ganz anders als beim letzten Mal, sehr viel konzentrierter, und Kommandos werden oft geschrien: Nicht, weil wir nicht spuren, sondern weil wir uns anders nicht hören würden; und manche Dinge müssen einfach schnell gehen. Trotzdem bleiben Keith und David ihrer gewohnten, scherzenden Art treu.

Ach ja, Jeff: Er wird irgendwie immer ruhiger, steht bei Manövern ziemlich im Weg rum, und starrt öfter mal ausdruckslos auf irgendwas im oder am Boot. Als ich ihn mal von vorne sehe, ist klar, was los ist: So was Grünes hab ich noch selten gesehen! Der ist totaaal seekrank! Er tut mir echt leid, weil es für ihn ja erstmal kein Entkommen gibt: Wegen ner seekranken Landratte wird bestimmt keine Regatta-Teilnahme abgebrochen. Auf der anderen Seite bin ich heilfroh, dass mir das Geschaukle nichts anzuhaben scheint. Soweit ich das mitbekommen habe, hat Jeff alles bei sich behalten...

Der Start war, wie beim letzten Mal, ziemlich gut: Wir sind zusammen mit einem anderen die ersten. Nach einigen Minuten aber fallen wir zurück, schlicht, weil die meisten anderen Boote länger sind, und "Länge läuft" eben. (Wie der Segler sagt.)

Der Kurs geht erstmal westlich, quasi Richtung Argentinien, also aus der Bucht raus. Das bedeutet (siehe Sturmwarnung): Anstrengendes Kreuzen gegen den Westwind, bei jeder zweiten Welle ne Dusche inklusive. Ich riskiere ein paar Fotos (und weiß bis jetzt noch nicht, wie ich die salzwasserverkrustete Linse wieder sauberbekomme...).

Auf der Kreuz Blick ins Cockpit

Irgendwoher wissen Keith und David, wo die Boje ist, um die wir wenden müssen. (Vielleicht, weil die anderen vor uns da auch alle hinwollen?) Nach der Wende wird das Ganze wesentlich ruhiger: Mit achterlichem Wind geht es zu einer weiteren Wendemarke, kurz vor Milnerton, also in der Bucht. Eigentlich (das weiß ich noch vom FD-Segeln...) könnte man jetzt nen Spinnaker aufziehen oder zumindest mit dem Spi-Baum die Fock ausstellen. Keith denkt kurz drüber nach, aber dann verwirft er beides: In beiden Fällen müsste jemand nach vorne (also, eigentlich ich!), aber bei dem Kurs und dem Wind nur mit "Harness", also nem Gurt, mit dem man sich am Boot festschnallen kann. Sowas hab ich noch nie gemacht. Außerdem hab ich den Spi-Baum auf diesem Boot auch noch nie benutzt... wer könnte es noch? Jeff ist seekrank, Harald fährt das Großsegel (und hat keine Lust, nach vorne zu gehen), Keith hat nichtmal seine Stiefel an, sondern nur Strassenschuhe (weil er ohnehin nur im Cockpit bleiben wollte), der andere David hats auch noch nie gemacht... Auch gut, Sicherheit geht vor, auch wenn es ein bißchen Geschwindigkeit kostet.



Auf dem Weg zur Tonne begegnen wir einem dieser chinesischen Fischkutter. Warum die hier sind, hab ich noch nicht kapiert. Ich weiß nicht, bei wem es mehr schaukelt, bei denen oder bei uns?



Zurück… Blick auf den Berg Blick auf die Stadt

Als wir die Ziellinie passiert haben, tritt allgemein Entspannung ein. Sobald wir ein bißchen in der Hafeneinfahrt drin sind und die Wellen schwächer sind, holen wir die Segel runter und begeben uns auf direktem Weg in den Hafen. Ich nehme an, dass mindestens Jeff das ganz gut findet.

Nachdem das Boot klargemacht ist, begebe ich mich mit wackligen Knien (warum eigentlich wacklig?) ins Clubhaus an die Bar. Erstmal ein Bier für alle. Fühlt sich an, als hätten wir uns das verdient. Harald stellt mir einen Portugiesen vor, der wohl supergut segelt, und irgendwas mit dem Shosholoza-Team zu tun haben soll. Und er zeigt mir das Boot von David (dem Steuermann)! Das ist 45 Fuß groß und sieht richtig schick aus! Als Harald ihn fragt, wie oft er schon über den Atlantik sei, ist die Antwort "in the thirties" (also zwischen dreißig und vierzig Mal)! War wohl mal sein Zweitjob, Bootsüberführungen zu machen.

Ne halbe Stunde später kommt auch Jeff, nachdem er sich wohl doch des Mageninhalts entledigt hat, lange unter der heißen Dusche stand, und jetzt wieder normal-gefärbt im Gesicht ist.

Kurz vor dem allgemeinen Aufbruch erklärt Keith die nächsten Segel-Aktivitäten: Die nächsten Wochenenden ist (leider!) keine Samstags-Regatta mehr, erst wieder Mitte September. Anfang September ist aber ein Kapstadt-Mosselbay-Race, an dem Keith teilnehmen wird mit einer noch nicht ganz festgelegten Crew: Da ich Anfang September ja wieder in Deutschland bin, kann ich gar nicht erst auf dumme Gedanken kommen, als Keith fragt, ob ich mitkommen will. Ich erkläre ihm unsere Pläne, und er lässt sich von mir bestätigen, dass ich mich melde, sobald wir alle hier sind. Worauf Du Dich verlassen kannst ;-))

Friday, July 27, 2007

Autokauf, die Nachwehen

Vorbemerkung: Bis jetzt habe ich das Weblog wie ein Tagebuch geführt, d.h. jeder Beitrag entspricht einem Tag. Ab diesem Beitrag will ich es anders versuchen, nämlich mehrere Tage ggf. zusammenfassen, und eher etwas themenbezogener schreiben (z.B. alles zum aktuelles Dauerthema "Auto"). Mal sehen, wie das klappt.

Der Autokauf hat ja geklappt, aber noch ist nicht alles in trockenen Tüchern: Ich habe wohl oder übel noch ein paar Fahrten in die Voortrekker-Road vor mir.

Für Mittwoch, die ersten 3 Stunden des Tages, hab ich mir ja viel vorgenommen: In die Voortrekker Road zu Jaques, mit zwei Autos zum Flughafen zum Auto-Abgeben, in meine neue Wohnung zum Koffer-Abladen, dann ins Büro. Erfreulicherweise klappt das auch, d.h. ich bin mit nur 5 Minuten Verspätung in meiner neuen Behausung, wo mir die versammelte Familie die Schlüssel übergibt und einiges erklärt, z.B. den Fernseher.

Um 9.30 Uhr bin ich im Büro.

Jetzt aber erstmal weiter mit dem Auto: Die nächsten Schritte sind die Ummeldung, ne Haftpflichtversicherung und mal ne Durchsicht bei einem Automechaniker meines Vertrauens.

Am Donnerstag verbringe ich also meine Mittagspause damit, in der Voortrekker Road die Nummernschilder und die Papiere (also quasi den Fahrzeugschein) abzuholen. Schön! Jetzt also das erste "Dokument", das zeigt, dass ich nicht nur Tourist in Kapstadt bin:

Autoregistrierung

Jetzt zur Versicherung:

Ist ja ganz sinnvoll, wenn man was zum Vergleichen hat, beim Abschluss von solchen Sachen wie Versicherungen. Also versuche ich das auch hier: Zum einen ist unter dem Dach der Immigrationsagentur auch das Büro eines Versicherungsmaklers, entsprechende Werbung haben wir schon vor Wochen per Email bekommen. Das ist also eine Quelle für ein Angebot. Als zweite Quelle hab ich Jaques gebeten, mir was vorzuschlagen. Er wollte daraufhin meine Kontaktdaten an eine oder mehrere Versicherungs-Schlitzohren weitergeben. Hört sich gut an! Im Endeffekt kommt über Jaques aber nix, d.h. mir bleibt nur der Gang zur Agentur (ausser, ich will noch anderweitig suchen - will ich aber nicht). Cindy bei der Agentur hat schon was vorbereitet, als ich komme, und das hört sich auch ganz ok an. Weil die Kaskoversicherung nur ca. 50 Euro pro Jahr mehr kostet, lass ich mich sogar dazu überreden (allerdings vielleicht auch durch Cindys süßes Lächeln beeinflusst).

Bzgl. Versicherung gibts aber doch noch eine Schwierigkeit: Man muss sie auch bezahlen, und üblicherweise durch Abbuchung vom Konto ... von nem südafrikanischen, natürlich. Ein südafrikanisches "Ausländer-Konto" könnte ich bekommen. Aber: Auf dieses Konto können keine Rand eingezahlt werden (weder in bar noch sonstwie). Der Grund ist wohl, dass auf diese Weise illegales Arbeiten erschwert werden soll. Tja, und ein richtiges Konto bekomme ich erst, wenn ich eine Arbeits- und Aufenthaltserlaubnis habe. Was nun?

Es gibt bei Autoversicherungen auch Barzahlung! Aber nur, wenn ich für ein ganzes Jahr bezahle. (Und da gibts dann sogar Rabatt...) Na gut, hebe ich also an den mir schon sehr vertrauten Geldautomaten die entsprechende Summe ab und bezahle in bar.

Aber: Wie in bar bezahlen? Zur Bank gehen und auf das Konto der Versicherung einzahlen. Ok, Banken gibt es ja genug. Aaaaber Achtung: Ich muss eine Bankfiliale finden, die zur der Bank gehört, bei der die Versicherung ihr Konto hat. Auf meine erstaunte Frage "Why that?" Warum kann ich nicht bei irgendeiner Bank was einzahlen, und die tun das dann eben überweisen? bekomme ich als Antwort: Bei den südafrikanischen Banken könne ich froh sein, dass die schriftliche Kommunikation nicht mehr per Brieftauben erfolgt...

Mit nicht gerade gestärktem Vertrauen in die hiesigen Banken begebe ich mich in eine passende Bankfiliale. Wie so oft hat mir Tessa aus dem Büro geholfen, diesmal damit, die nächstgelegene Bankfiliale zu finden, ... und ich war stolz! Ich habe ihre Wegbeschreibung auf Anhieb verstanden, soll heißen, ich wusste ob ihrer Beschreibung ziemlich genau, wo die Bank ist! (War auch nicht so schwierig, nämlich in der Main Road, und die kenne ich ja schon ein bißchen länger.)

Die Bank hat ziemliche starke Sicherheitsvorkehrungen, z.B. Absuchen nach Waffen vor Betreten und Doppeltüren, bei denen die zweite nur öffnet, wenn die zweite zu ist. Drinnen erklärt mir dann ein freundlicher Wartender, dass ich zum Geldeinzahlen ein Formular ausfüllen muss und direkt zum Kassenschalter gehen kann. Klappt alles wunderbar, jetzt noch den Einzahlungsbeleg an Cindy faxen, dann ist die Versicherung "im Kasten".

Also noch die Durchsicht beim Automechaniker: Die steht an für kommenden Montag, d.h. ich weiß noch kein Ergebnis. Bisher läuft der Wagen aber wunderbar, also hoffe ich auf ein positives Ergebnis.

So, jetzt habe ich aber wirklich genug vom Auto geschrieben, es reicht mir jetzt. Mal sehen, welche Themen mir noch so einfallen ... siehe nächster Beitrag. Stay Tuned! (Würde der Südafrikaner sagen...)

Als Zugabe für heute noch ein Schnappschuss, der einen Bus mit dem Ziel "Lost City" zeigt. Ich war da noch nicht, aber das hört sich ja echt schlimm an. Dann lieber O7, ...

Lost City

Wednesday, July 25, 2007

Autokauf, das Finale? (Dienstag, 17. Juli)

Heute steht ne Menge an: Natürlich ein "ganz normaler" Arbeitstag (und Arbeiten hier fühlt sich schon erstaunlich normal an), Packen für meinen Umzug morgen früh (ich bin bei Carianne und Familie in Rondebosch für 8.30 Uhr morgen angekündigt), und ... hoffentlich ... ein Auto kaufen!

Das Wichtigste ist das Auto. Wenn es heute mit dem Geld klappt, dann klappt hoffentlich morgen die Autoabgabe ... und ich hab 150 Euro gespart für noch ne Woche mieten.

Die eine Bank (Deutsche Bank) hat mir ne freundliche Email geschickt: Ich möge doch bitte meinen Wunsch in einer Filiale vortragen, oder per Internetbanking mit TAN abgesichert; sie wollen also sicher sein, dass der "Auftrag" auch wirklich von mir kommt. (Ich hab denen wohl doch keine Nachricht per Internetbanking zukommen lassen?) 5 Minuten später habe ich genau das natürlich gemacht: Ne freundliche Nachricht, mit TAN abgesichert, sie mögen doch bitte DRINGEND mein Limit erhöhen.

In der Mittagspause gehe ich dann zur Bank und versuche mein Glück, obwohl ich die Aussichten auf Erfolg für winzigst halte. Aber siehe da! Es klappt! Ich kann zwar nicht mehr als 4000 Rand auf einmal abheben, aber der Automat akzeptiert klaglos, dass ich meine Karte mehrmals hintereinander reinstecke und dann tatsächlich auch noch Geld bekomme! Ich schaffe es also doch, die fehlenden 17.000 Rand abzuheben!

Die Taschen voller Geld (170 Scheine...) fahre ich wieder ins Büro, rufe den Auto-Verticker an mit der Ankündigung, ihm heute 415 Scheine zu bringen (ich konnte den Preis ja doch noch ein bißchen drücken), teile meinen Kollegen mit, dass ich ab 15.30 Uhr weg bin... dann erstmal nach Obz, die restlichen Scheine einsacken, dann zum x-ten Mal in die Voortrecker Road.

Jetzt also das Bezahlen. Jacques, der Auto-Verticker, zeigt mir "mein" Auto, wie es grade gewaschen wird, und ich werde einer ziemlich voluminösen Dame vorgestellt, die angeblich aufs Geldzählen spezialisiert ist. Aha. Dann gehe ich mit ihr in ein schummriges Hinterzimmer ohne Fenster, die Tür wird fast verschlossen (so dass zumindest keiner reinkucken kann), und dann beginnt das Geldzählen. Gewissenhaft breitet sie die von mir gereichten Geldbündel vor sich aus, macht 10er-Stapel (also immer 1000 Rand), klammert sie mit ... wie heißen die, Büroklammern? ... und das Ganze dauert bestimmt 15 Minuten. Aber sie verzählt sich nicht, ich habe mich wohl vorher auch nicht verzählt, und als sie Jaques das ok gibt, bekomme ich die Autoschlüssel, und es wird noch ein Foto von mir vor dem Auto gemacht! (Ich hab es leider nicht elektronisch, sonst würde ich es natürlich hier zeigen.)

Super, ich fahre mit meinem Auto davon ... und lasse den Mietwagen stehen. Wie werde ich denn den Mietwagen nun los? Jaques! Er hat sich tatsächlich bereiterklärt, am nächsten Morgen (wenn ich nur früh genug komme) mit mir zum Flughafen zu fahren (mit seinem Auto und dem Mietwagen) und mich dann (in seinem Wagen) wieder zurück mitzunehmen. Was für ein Service! Ich gehe begeistert darauf ein, muss aber dann etwas schlucken, als "früh genug" als "kurz vor sieben" definiert wird. Aber immer hin, ich brauche kein teures Taxi.

Und was fehlt noch? Ach ja, die Ummeldung. Die ist noch nicht erfolgt. Mhm. Jaques erklärt mir, dass das kein Problem ist, ich kann einfach so fahren, die Ummeldung wird morgen, spätestens übermorgen, erledigt.

Und noch was? Versicherung? Hab ich ja (noch) keine. Und ne "Deckungskarte" auch nicht. Jaques erklärt: Wenn ich wollte, könnte er meine Email-Adresse an Versicherungsagenten weitergeben, die melden sich dann in den nächsten Tagen. Müsse aber nicht sein. Der Punkt ist, dass man in Südafrika keine Versicherung für ein Auto haben muss. Und sowas wie Deckungskarte kennt natürlich auch niemand...

Ich will eigentlich schon ne Versicherung ;-), aber ich will jetzt nicht zu pingelig sein, und nehme mir vor, das so schnell wie möglich zu klären.

Bei Sonnenschein fahre ich mit unserem ersten Südafrika-Auto zurück nach Obz, drehe noch ein paar Ehrenrunden, finde die Karre ganz in Ordnung (ich denke langsam, Markus hat recht mit diesen Golfs...), und ... hier sind natürlich ein paar Bilder!

Unser Mazda Etude

Unser Mazda Etude

Tuesday, July 24, 2007

Montag (Autokauf 3)

Leider bin ich ja mit dem Autokauf nicht wesentlich weit gekommen, und eigentlich sollte ich am Mittwoch früh mein Mietauto abgeben. Damit das klappt, muss ich mich also ganz schön sputen!

Nach meinem cerealen Frühstück mit Banane gehe ich Arbeiten (und die Arbeit macht immer noch Spaß!). Ich schreibe Markus ne Email und klage ihm mein Leid bzgl. des Autokaufs. Er tröstet mich nett, und bietet seine Hilfe an, er könne mal mitkommen, und sich den Golf anschauen, den ich im Auge habe. Ich ergreife gleich die ganze Hand zum kleinen Finger und lade ihn auf nen Burger in der Voortrekker Road zum Mittagessen ein ;-) Markus geht darauf ein, und so hole ich ihn Punkt 12 Uhr in seiner Firma ab (auch in Mowbray, also nur 5 Minuten von mir weg), und wir fahren Richtung Voortrekker Road. Auf dem Weg kuckt Markus sich um, wir halten bei einigen Händlern auf dem Weg, er prüft zügig und gezielt die möglichen Kandidaten, erläutert kurz Vorzüge und Nachteile gemäß seiner Schnell-Analyse ("zu viele Kilometer", "Kein Ersatzteilproblem, weil es viele davon gibt", "den besser ohne Servolenkung, die geht nur kaputt", ...) und mir ist gleich klar: Der kennt sich hundert mal besser aus mit Autos als ich. Und: Er will mich offensichtlich von dem VW Chico wegbringen: Seiner Ansicht nach sind die wirklich unkomfortabel, schlecht bei nem Unfall, und außerdem überteuert.

Nach ca. fünf Zwischenstopps sind wir bei dem Händler mit meinem "Wunsch-Chico". Schnell erkennt Markus: Der hatte wohl mal nen Unfall (oder hat zumindest ne schiefe Karosserie). Ein anderer Wagen zieht aber Markus' Aufmerksamkeit auf sich, und wenig später machen wir in dem ne Probefahrt: Ich fahre 500 Meter, finde es ganz ok, Markus fährt den Rest, testet mal Bremsen und Auspuffgeräusche, und am Schluß kommt er zu dem Ergebnis: "Kauf den". Ich schlucke, denn der Wagen soll 45.000 Rand kosten, na ja, das sind 20.000 mehr als ich mal vorhatte.

Wir verabschieden uns, haben immerhin fast zwei Stunden für die Sucherei gebraucht, und wir beratschlagen uns noch, Ergebnis: Der Wagen ist bestimmt vom Preis-/Leistungsverhältnis um Längen besser als so ein Chico, 127.000km sind auch noch ganz ok, außerdem gibt es für das Auto Ersatzteile genug, weil viele davon rumfahren.

Weil deutlich ist, dass der von mir ausgewählte Chico sicherlich die schlechtere Alternative ist, und weil Markus den Mazda so geprüft hat wie ich das nie könnte, entschließe ich mich schonmal dazu, dass es der Wagen sein soll. Muss ich aber mal mit Pedi besprechen...

Genau das mache ich auch nach der Arbeit, im üblichen, (nahezu) täglichen Skype-Gespräch: Pedi ist einverstanden. Ist auch kein Wunder, die Argumente sprechen ja ziemlich klar dafür.

Soweit so gut, wer Auto haben will, muss auch bezahlen; und zwar bestimmt nicht mit Kreditkarte, sondern entweder per Überweisung oder in bar. Überweisung von Deutschland nach Südafrika kostet einige Tage Zeit (und wohl auch einige Gebühren), folglich müsste ich das Mietauto bestimmt noch ne Woche behalten. Also in bar. Ich hab schon Tage vorher begonnen, an den Geldautomaten Kapstadts so viel Bargeld zu holen, wie ich kriegen konnte (und in meinem Koffer zu bunkern). Ich hatte sogar extra vorher das Limit meiner EC-Karten erfragt; dabei aber leider einen Fehler gemacht: Das Limit ist 3000 Euro pro Woche, nicht 5000 Euro (wie ich dachte). Dumm gelaufen, jedenfalls stelle ich abends fest, dass der Automat nichts mehr hergibt.

Ich schreibe gleich darauf noch Emails bzw. schicke Nachrichten per Internet-Banking mit der Bitte, doch kurzfristig (also, möglichst innerhalb von weniger als 24 Stunden!) das Limit zu erhöhen. Ich befürchte, dass das nicht so schnell klappt, wie ich das gern hätte ... und leider brauche ich dann wohl doch den Mietwagen noch länger :-(

Na ja, morgen ist auch noch ein Tag.

Damit es auch noch was Bildliches gibt heute: Das Bild zeigt die Station Road in Obz. Na ja, nich so spannend...

Station Road Observatory, Blick Richtung Table Mountain (oder ist das der Lion’s Head?)

Sunday, July 22, 2007

Sonntag (Autokauf 2)

Ich schlafe wieder gut aus, und lese erstmal das Buch fertig.

Das Wetter ist herrlich und ich habe zwei Dinge vor: Ein Auto kaufen und einen Segelclub ausfindig machen.

Ich hatte keine Lust mehr, zum Frühstück ins Obs Cafe zu spazieren und für 15 Rand nen wässrigen Kaffee und ein fettiges Croissant zu essen: Ich verspeiste (wie auch an den nachfolgenden Tagen) eine geschnippelte Banane mit Müsli und Milch, dazu nen selbstgebrauten Instantkaffee.

Oh je, der Autokauf! Wieder in der Voortrekker Road, klappere ich quasi von Anfang bis Ende alle Händler ab, die nicht zu schäbig aussehen. Ich finde die Preise echt hoch, zum Beispiel: 5000 Euro für einen Golf I Baujahr 2000 mit 120.000km, ohne Servolenkung, mit Klimaanlage, finde ich echt teuer:

Ein Golf Chico

Diese Golfs heißen hier übrigens "Golf Chico".

Was ich aber noch unangenehmer finde: Die Autohändler sind alle Schlitzohren und Geschichtenerzähler, manche darüberhinaus auch noch mürrisch oder lustlos (oder beides): Die müssen alle unglaublich viele Töchter, Frauen, Freundinnen haben, deren Autos zufälligerweise grade jetzt hier im Laden stehen, zum Verkauf stehen, und ganz bestimmt ganz toll zu mir passen...

Ich versuche, mir so viel wie möglich anzuschauen, um einen Eindruck von Preis, Qualität und der Auswahl zu bekommen. Schnell wird mir klar: Einen Golf Chico in einigermaßen akzeptablem Zustand für bis zu 25.000 Rand - keine Chance. Außer, die Preise lassen sich um 30% und mehr runterhandeln (was ich nicht annehme, ich hab immerhin ein paarmal Bemerkungen in die Richtung "discount if cache?" gemacht ... Ergebnis waren aber nie mehr als 5% Nachlass).

Am Ende meiner Suche habe ich lediglich einen einzigen Wagen gefunden, den ich mir vorstellen könnte - falls ich den Preis noch wesentlich drücken kann: Ein Golf Chico mit 80.000km, Baujahr 2001, immerhin mit Klimaanlage. Mal sehen.

Jetzt mache ich mich auf den Weg zum Segelclub! Ich hab zufällig auf der Straßenkarte gesehen, dass direkt am bzw. im Hafen zwischen den Containerschiffen der "Royal Cape Yacht Club" beheimatet ist. Die Wachleute dort erklären, dass ich nur reinkomme, wenn ich Mitglied bin oder mich ein Mitglied einlädt. Freundlich weisen sie mich darauf hin, dass z.Z. kein Mitglied da ist, ich aber doch mal Montag ab 9.00 Uhr im Büro anrufen soll, dann könnten sie mir erklären, wie ich mal in den Club reinschnuppern kann. Ich nehme mir schonmal alle Unterlagen bzgl. Mitgliedschaft und den aktuellen Vereinskalender mit: Dem entnehme ich, dass im Winter (also zwischen Juni und August oder so) an den meisten Samstagen eine Vereinsregatta stattfindet. Na immerhin, ich kann ja mal versuchen, da bei irgendeinem Vereinsmitglied als Vorschoter anzuheuern.

Zum Ausklang des Sonntags - es ist mittlerweile 17.00 Uhr, und um 18.15 Uhr wird's dunkel - begebe ich mich in Richtung Cape Point (oder Green Point?), eine lange Alleenstraße an der Küste entlang, in der Stadt. Ich finde ein Hotel, das ne Bar hat mit Blick aufs Meer und die untergehende Sonne, ner Kleinigkeit zu Essen und nem Glas kühlem Weißwein. So lässt's sich leben!

Abendessen am Sonntag in der Nähe von Cape Point

… und das ist die Sonnenuntergangs-Kulisse beim Abendessen.

Saturday, July 21, 2007

Samstag (Autokauf 1)

Ausschlafen! Und den "Drachenfänger" weiterlesen. Wenn ich nicht irgendwann Frühstückshunger bekäme (und nix Essbares in meinem Zimmer), würde ich wohl das Zimmer (bzw. das Bett) erst wieder verlassen nach Fertiglesen bis zur letzten Seite.

Ich frühstücke dann aber doch irgendwann, mal wieder in Obz Cafe. Währenddessen ... lese ich natürlich auch ein bißchen.

Das nächste ist der schon zur Routine gewordene Gang zum Internetcafe, um Emails im allgemeinen und Antwort-Emails auf meine Unterkunftssuche im speziellen zu lesen. Wegen Unterkunft sieht es ziemlich mau aus, aber zwei der Angemailten haben mich im Lauf des Vormittags angerufen. Beide sind in Rondebosch, sogar recht nahe beieinander, und ich verabrede Besichtigungstermine, einmal 15.30 Uhr, einmal 16.00 Uhr.

Kurz nach der Mittagszeit bin ich mit Emails und Telefonieren fertig und einigermaßen willens, das Buch auf der Seite liegen zu lassen. Ich begebe mich ins Auto und fahre in Richtung der Voortrecker Road. Vorher fahre ich noch am St. Peters Square vorbei an der Main Road, da gibt es die üblichen Supermärkte und auch einen Schreibwarenladen, um endlich eine Straßenkarte zu kaufen. Kostet unverschämte 150 Rand (15 Euro!) - ich erwarte wohl mittlerweile auch bei Straßenkarten die etwas niedrigeren Preise in Südafrika.

Die Voortrekker Road beginnt im Norden von Observatory an einem Kreisverkehr und erstreckt sich dann in nordwestlicher Richtung fast schnurgerade für 10 oder 15 km. An dieser Straße scheint es alles zu geben, was mit fahrbaren Untersätzen zu tun hat, Werkstätten, Autohändler, Schrottplätze, Tankstellen, Imbissbuden, darüberhinaus Läden mit allerlei Kruscht, z.B. auch Möbel und Elektrogeräte. Viele Geschäfte sehen ein bißchen runtergekommen aus. Ich konzentriere mich auf die Angebote an gebrauchten Autos, und da gibts z.T. unglaubliche Schnäppchen, bei denen dann aber der Zustand auch entsprechend ist; könnte durchaus sein, dass das ein oder andere Auto aus zwei Schrottautos zusammengesetzt wurde.

Leider muss ich schon beim ersten Autohändler feststellen, dass Samstag Nachmittag schlecht ist: Die meisten haben ab 13.00 Uhr geschlossen. Der Händler verweist mich auf Sonntag Nachmittag, wenn viele der Händler bis 16.00 Uhr geöffnet haben. Ich schaue mich noch ein bißchen um, dann mache ich mich auf den Weg nach Rondebosch.

Bei der Suche nach der ersten Unterkunft lande ich in einem wunderschön herausgeputzten Anwesen, wie ein kleiner Park, mit großem Eisentor, das automatisch öffnet, fachmännisch gepflegten Rosenstöcken überall, und eindeutig holländischem Stil, mit Reddach, Holztreppchen und schnuckeligem Torbogen zum Durchfahren. Der etwas mürrische Typ, der mir das Tor geöffnet hat, weiß nix von ner Unterkunft und schickt mich durch den Torbogen. Da ist aber niemand zu finden. Also rufe ich mal Carianne an, so heißt die Anbieterin der Unterkunft: Sie erklärt, dass ich am falschen Ende des "Anwesens" bin und dass sie jetzt auf die Straße käme. Um rauszukommen, muss ich den mürrischen Typ wiederfinden und ihn zum Öffnen des Tores veranlassen. Dann sehe ich auch schon Carianne, hat etwa mein Alter, sehr freundlich, und sie lässt sich von mir ans Haus fahren bzw. gleich in eine der beiden Garagen mit automatischem Rolltor hinein. Mich begrüßt gleich die ganze Familie (Eric, der Mann, Blaiq, die ca. 3-jährige Tochter, Tristan, der 18-monatige Sohn, und zwei Labradore, von denen der eine "Uff" heißt). Die wirken alle ziemlich unkompliziert, herzlich, und schubsen mich quasi alle zusammen in das Loft: Ein großes Zimmer mit wegklappbarer Trennwand, Strahler von der Decke, dunkles Holz und rohe Ziegelsteinmauern, ringsum große Fenster, sauberes Bad, Küche im Schrank versteckt, mit drahtlosem Internet und Glotze. Ich bin begeistert, und als ich den Preis höre (1375 Rand pro Woche) sage ich sofort zu, kündige mich für Mittwoch, 8.30 Uhr, an, und fange gleich an, mich auf meinen Einzug zu freuen.

Loft in Rondebosch, Wohnzimmer-Ecke

Loft in Rondebosch, Küche (im Schrank versteckt)

Ich sage Rehana (so heißt die Vermieterin der anderen Unterkunft) ab und fahre zurück in mein kaltes, fensterloses Zimmer. Die beiden Mädels sind mittlerweile ausgezogen, so schnappe ich mir gleich den Heizofen, ruh mich noch ein bißchen aus und bereite mich auf das Abendprogramm vor: Bereits am Donnerstag hat mich meine neue Kollegin Kechil (gesprochen 'Kätschil') ins "Royal Observatory" eingeladen: Das ist das astronomische Observatorium, das dem Stadtteil seinen Namen gab: Es ist daher auch nur 2 Minuten mit dem Auto entfernt, und dort ist an jedem zweiten Samstag im Monat eine Art "Tag der offenen Tür".

Bemerkung zum Autofahren: Auch wenn es zu Fuß nur 15 Minuten gewesen wären, um zum Observatorium zu kommen, so würde hier niemand ernsthaft auf die Idee kommen, zu Fuß zu gehen (außer man hat nur die Füße): Der Fußweg geht an ner großen, schlecht beleuchteten Straße vorbei, und im Dunkeln wird sowas als zu gefährlich eingeschätzt: Gemäß dem Motto "Gelegenheit macht Diebe" (bzw. Räuber) geht man hier wohl davon aus, dass man mit so einem Verhalten eben genau so eine Gelegenheit schaffen würde, von der auf der Straße Lebende Gebrauch machen könnten. Eigentlich weiß ich nicht wirklich, ob diese Angst berechtigt ist, aber ich kann es mir schon vorstellen, ... und dann setz ich mich eben auch für die kurze Strecke ins Auto. Davon abgesehen habe ich in Obs überhaupt nicht den Eindruck, dass es in den (beleuchteten) Straßen gefährlich ist, im Dunkeln rumzulaufen.

Also, mit dem Auto zum Observatorium. Dort angekommen, begebe ich mich in den Raum, in dem schon ein paar Dutzend Andere (Familien mit Kindern, ein paar wenige Touristen, Pärchen) versammeln. Der Raum ist die alte Bibliothek, zweistöckig, ringsrum Bücherschränke aus dunklem Holz mit Glastüren. Sieht sehr wissenschaftlich und irgendwie "britisch" aus. Kurz nach 20 Uhr beginnt einer der Astronomen mit einer kurzen Einführung, wobei er erklärt, dass das Observatorium (und damit auch die Bibliothek) im Jahr 1820 von den Briten gegründet wurde, um Sternkarten von der südlichen Hemisphäre zu erstellen. Die Motivation waren die vielen Handelsschiffe, die mit Mann und Maus und teils wertvoller Fracht rund ums Kap auf Grund gelaufen sind in den Jahren davor: Hätten die Schiffe Sternkarten zur Navigation gehabt (und ein gutes Zeitsignal, denn zur Navigation mit Sternen (oder auch Sonne und Mond) braucht man immer die Zeit als Referenz), wären sie besser ums Kap gekommen. Also hat das Observatorium ca. 10 Jahre damit verbracht, Sternkarten zu malen. Darüberhinaus wurde dann auch ein Zeitsignal installiert, und zwar nicht über GPS-Satelliten, sondern über eine jeden Tag um 12.00 Uhr auf dem "Signal Hill" abgefeuerte Kanone (später aus wohl ökonomischen Gründen war es nur noch ne Pistole): Am Knall und dem aufsteigenden Rauch konnten die vorbeifahrenden oder ankernden Schiffe ihre eigenen Uhren synchronisieren. Als die Karten fertig waren, hat sich das Observatorium mit Forschung in der Astronomie beschäftigt, was es bis heute tut.

Genug Wissenswertes erläutert! Im Anschluß gab es einen 20-minütigen Vortrag über Astronomie im Allgemeinen und das neue SALT (South African Large Telescope) im Besonderen: Das SALT ist seit 2005 das größte Teleskop in der südlichen Hemisphäre, und der ganze Stolz der am Observatorium Arbeitenden; es steht aber nicht hier, sondern ein paar hundert Kilometer weiter in den Bergen, wo die Luft sauberer ist und nicht so viele Stadtlichter stören.

Jetzt kommt der eigentlich schönste Teil: Verteilt auf dem Gelände stehen einige große, festinstallierte Teleskope, und auch einige kleine mobile, wobei jedes von einem Astronom betreut wird, der Fragen von den Besuchern erwartet. Die Fragen lassen auch nicht lange auf sich warten, und ich lausche gespannt den Antworten zu Galazien, "Clusters", Entfernungen, Supernovas - und stelle selbst ein paar Fragen. Man merkt, dass den Astronomen ihre Arbeit und das Erklären ihres Fachgebiets Spass macht.

Kechil war auch dabei, aber nur am Anfang: Sie hatte Besuch zu Hause, zu dem sie wieder zurückwollte, und war quasi mir zu Liebe gekommen. Als ich das kapiert habe, hab ich sie versucht heimzuschicken, wobei sie offensichtlich mindestens so begeistert von Astronomie ist wie die Astronomen (und auch mit denen bekannt), so dass sie doch einige Zeit blieb.

Ich bleibe fast bis 23.00 Uhr, dann gehe ich mal wieder in die Lower Main Road, um noch was zu Essen, diesmal in dem mexikanischen Lokal: Mich spricht ein trinkfreudiger, 20 Jahre junger Namibianer an, der wohl einfach Lust hat, sich zu seinem Bier auch noch zu unterhalten. Als er erfährt, dass ich aus Deutschland komme, möchte er die Meinung der Deutschen zu Hitler und auch meine Meinung wissen. Er druckst etwas herum, äußert dann aber, dass er manche Sachen an Hitler schon ganz toll findet, nur das mit den Millionen Juden umbringen, das war wohl nicht so gut. Ich versuche ihm klarzumachen, dass es nach meiner Meinung noch ein paar andere Dinge gibt, die nicht ganz ok waren; nichtsdestotrotz sehe ich aber auch sein außerordentliches Talent als Demagoge. Der Namibianer erklärt unter anderem auch, dass er ja schon findet, dass Schwarze, Farbige und Weiße irgendwie alle Menschen seien, aber die meisten Verbrechen würden eben nicht von den Weißen begangen. Er weist darauf hin, dass er in seinem Dorf in Namibia Leute kennt, die z.B. bei einem Besuch von der Stadtverwaltung (zwei Angestellte, einer Weiß, einer Schwarz) das Glas Wasser für den Schwarzen vorher markiert hätten, damit sie es wiedererkennen; wofür, hab ich nicht verstanden, vielleicht um es besonders gründlich abzuwaschen? Er erklärt, dass er da ja viel liberaler sei, dass aber auf dem Land es heute eben noch so zugehe.

Nach dieser etwas abenteuerlichen Diskussion bin ich reif fürs Bett, wohin ich mich auch direkt begebe ... zu Fuß diesmal, sind ja nur zwei Minuten.

Thursday, July 19, 2007

Freitag

Randbemerkung: Es ist jetzt schon Donnerstag die Woche drauf, und ich schreibe erst den Freitag letzte Woche auf. Wenn das so weitergeht, erreiche ich das Ziel bestimmt nicht, mich durch Aufschreiben vorm Vergessen zu schützen. Nun ja, dann eben schneller (und vielleicht ein bißchen kürzer) schreiben.

Heute habe ich um 8.00 Uhr einen Termin bei der Immigrationsagentur, um die Originalunterlagen abzugeben, den Antrag auf Arbeitserlaubnis zu unterschreiben und ein paar dumme Fragen zu stellen.

Ich fahre ohne Frühstück und mit viel Zeit um kurz nach sieben los. Ohne Verkehr müsste ich in 15 Minuten locker da sein, aber mit Verkehr geht es etwas länger. Halb acht bin in in der Heerengracht (so heißt die große Straße, von der die kleine abgeht, an der das Büro ist), leider verbringe ich noch einige Zeit mit suchen, weil meine Annahme "ich erinnere mich noch, wie ich da hinkomme" etwas falsch ist; erst nachdem ich zwei Passanten gefragt habe, weiß ich wohin. (Eine Straßenkarte habe ich leider auch noch nicht.)

Mein "Betreuer" Joachim hat die unterschriftsreifen Formulare in der Hand, ich darf noch 1520 Rand bezahlen (für die Beantragung selbst), und ich erinnere mich leider auch, dass das so im Vertrag steht. Er bekommt die Originale und meinen Pass, ich darf noch ein paar Fragen stellen - erledigt. (Na ja, ich musste die 1520 Rand noch am Geldautomaten holen, weil ich mich sooo genau dann doch nicht mehr erinnert habe...)

Dann auf zum Arbeiten. Ich verbringe einige Zeit allein mit dem Aufschreiben von ein paar Gedanken zur Lösung, dann gibt es am Mittag nochmal ne spannende Willie-Diskussion. Super!

Den weiteren Abend verbringe ich erstmal beim skypen mit meinen Beiden daheim, dann recherchiere ich noch in gumtree (wie bei uns die "Sperrmüll"-Zeitung, nur online) nach einer Unterkunft und schreibe entsprechende Emails: Das Zimmer in Obs ist zwar ganz nett, aber die Landlady nervt mich gelegentlich ("Oh, you are such a great computer wizz, could you tell me if we'd better use wireless or ADSL? My son studied computer science, but now, he only earns 25 Rand an hour, ..."); außerdem müsste ich für dasselbe Geld auch was wesentlich besseres bekommen (denke ich mir). Ich schreibe etwa 10 Emails, weil ich von der letzten Zimmersuche her weiß, dass die Wahrscheinlichkeit, eine Antwort zu bekommen, deutlich kleiner 50 Prozent ist.

Dann endlich Abendessen! Das Internetcafe nervt ein bißchen, weil es nix zu trinken und kein Klo gibt: Ich würde wesentlich lieber bei einem Glas Wasser (oder auch Rotwein ;-) meine Emails schreiben/lesen und skypen. Ach ja, das Abendessen: Linguine mit Butternut (und viel Knoblauch!) im Restaurant "Diva" in der Lower Main Road (da, wo alle Restaurants und Kneipen von Obs sind). War ne Empfehlung von den zwei Mädels aus meiner Unterkunft. Ich meine mich zu erinnern, dass diese Empfehlung so ungefähr die einzige Konversation zwischen denen und mir war. Aber die hat sich immerhin gelohnt (für mich).

Ich trinke zwei Rotwein und lese (nach dem Essen) den "Drachenfänger" weiter. Ich hab am Abend vorher schon die ersten zwanzig Seiten gelesen. Das Buch ist so fesselnd, dass ich noch zwei Rotweine trinke, und mir sogar von dem Zigarrenverkäufer einen kleinen Zigarillo aufschwätzen lasse - würde ja so gut zum Rotwein passen.

Erst um Mitternacht schaffe ich es, das Buch zur Seite zu legen. Eigentlich wollte ich ja ein bißchen ausgehen und mir das Nachtleben anschauen. Also mache ich es jetzt, gehe erst in ne Bar, in der die Gin Tonic umgerechnet zwei (!) Euro kosten, trinke auch was davon (zwei?), und gehe dann weiter in die Disse am Eck. Die kostet unverschämte drei Euro Eintritt, ist wohl furchtbar in, wenn man die aufgebrezelten Männlein und Weiblein mit ihren wichtigen und "coolen" Gesichtsausdrücken betrachtet; und die Musik ist entsprechend laut. Kurz nach meinem Eintreten drückt mir eine Art selbsternannter Animateur nen "Shot" in die Hand (sieht aus wie ein "B52"), den ich brav stürze (und danach an der Bar ne Cola bestelle). Sind einige wirklich hübsche Menschen unterwegs hier, aber so ganz wohl fühle ich mich nicht: Ich bin wohl ein bißchen zu alt dafür, so ne Disse cool zu finden ... oder liegt's nur am Durchschnittsalter des sonstigen Publikums, das ich dramatisch anhebe? Na ja, ich lasse Musik und Stimmung ein bißchen auf mich einwirken, als ich dann gehe, ist doch ziemlich viel Zeit vergangen: Erst um drei liege ich endgültig im Bett.

Donnerstag

Das Wetter ist viiiel besser: Viel weniger Wind, nicht mehr ganz so kalt, strahlende Sonne. Habe super geschlafen und freue mich auf meinen zweiten Arbeitstag.

Mein Brötchengeber ist mit seinen ca. 15 Mitarbeitern in einem dreistöckigen Backsteingebäude in den oberen beiden Stockwerken untergebracht. Wirklich schön ist das Gebäude nicht, eher ein bißchen verwahrlost; aber für mich vollkommen akzeptabel: Die Umgebung ist angenehm "vorstädtisch" mit Blick auf den Tafelberg, einen Sportplatz, benachbarte Wohnhäuser.

Ich habe ein kleines Zimmer im zweiten Stock neben dem Zimmer von Willie. Im großen Raum in der Mitte, der als Besprechungsraum gedacht ist, sitzt Kechil. Sie ist Britin, schon einige (10?) Jahre in Afrika, seit 3 oder 4 Jahren in Südafrika, und seit März oder so bei der Firma. Es scheint ihr Spaß zu machen, meine Fragen zu all den Kleinigkeiten zu beantworten, die ich so habe, und die wohl jeder hat, wenn man mal grade den Kontinent wechselt (oder auch dann, wenn man einfach nur in eine andere Stadt zieht): Welcher Stadtteil ist angenehm zum Wohnen für ne kleine Familie, wo gibt es ein Schwimmbad, wieviel Trinkgeld gebe ich, ... viele dieser Fragen sind Kleinigkeiten, und die Fragen hab ich schon wieder vergessen...

Ich treffe mich nach der Arbeit mit Markus und Mandy. Markus ist ein Bekannter von Michelle, einer Freundin von Pedi, und er lebt seit 10 Jahren in Kapstadt ... und ist auch mal aus Deutschland dahin. Mandy ist eine Bekannte von Markus, Deutsche, und seit einem Jahr in Kapstadt - ihr Freund ist Südafrikaner. Wir treffen uns in einer Kneipe im Stadtteil Vredehoek: Angenehme Wohngegend, steile Sträßchen am Hang des Tafelbergs, super Blick auf Teile des Hafens, die Bucht (ist es die Table Bay?) und Teile der Innenstadt. Bei der Herfahrt fiel mir auf, dass es wirklich einfach ist, sich in Kapstadt zu orientieren, weil man immer einen der markanten Punkte Tafelberg, Lion's Head, Atlantik oder Indischen Ozean sieht.

Auch den beiden darf ich Löcher in den Bauch fragen; für mich ist grade wichtig, mal rauszufinden, wie ich ein Auto kaufen kann: Wie viel kostet es voraussichtlich, wo finde ich Verkäufer oder Händler, etc. Markus rät, in der Voortrekker Road einige Händler abzuklappern; da gäbe es ganz viele. Meine Preisvorstellungen - bis 2.500 Euro für einen kleinen, alten Golf - hält er für etwas niedrig gegriffen; ich soll am besten einen Teil des Budgets nicht für den Wagen, sondern für eine Runderneuerung danach ausgeben. Seine Erfahrung ist, dass viele Teile bei Gebrauchtwagen "grade noch" funktionieren, und bei einem Check direkt nach Kauf Einiges fällig ist. Ich nehme mir vor, am Wochenende mir die Voortrekker Road vorzunehmen...

Mandy erzählt unter anderem, dass sie gerne laufen geht. Wir verabreden uns, in der nächsten Woche mal gemeinsam laufen zu gehen.

Wir verabschieden uns ca. 19.00 Uhr. Ich mache mich auf den Weg nach Obs in mein Appartment, stelle meine Sachen ab (ohne die beiden Mitbewohnerinnen zu beachten ... sie sind wohl gar nicht da) und gehe zu Fuß ins Internetcafe: Zeit, um mit Pedi und Carla zu skypen!

Sunday, July 15, 2007

Mittwoch

5.00 Uhr morgens sollte ich ankommen, ich kam tatsächlich mit 75 Minuten Verspätung an. Das war aber eigentlich gut: Im Flieger wird man typischerweise 2 Stunden vor Ankunft geweckt (durch Lichteinschalten, Saftschubsen-Geplappere, Kaffeeduft, dann Frühstück), damit genug Zeit für alle Aktivitäten bis zum Landen bleibt. Bedeutet unterm Strich: Ich konnte 75 Minuten länger schlafen.

Ich hab übrigens gut geschlafen im Flieger: Pedi hatte Recht, dass ich selbst bei Kindergeschrei zu genug Schlaf kommen dürfte.

Als ich aus dem Flughafen kam, war es noch dunkel, und als der frierende Mietwagen-Angestellte wollte, dass ich mir den Wagen "beschaue" wegen bereits vorhandener Kratzer oder Schäden, fröstelte auch mich, und gesehen hab ich sowieso nix (weil ja noch dunkel). Gefreut hat mich, dass der Wagen genau so ein Golf ist, wie wir ihn gern als Auto hätten.

Meine vorher vereinbarte Unterkunft (fest für eine Woche per Internet vereinbart) ist im Stadtteil Observatory. Da wir uns hier schon im März umgekuckt haben, kannte ich den Weg vom Flughafen aus ungefähr. Kurz vor Verlassen der Autobahn fiel mir auf, dass ich die ausgedruckte Wegbeschreibung versehentlich bei der Autovermietung zusammen mit dem Miet-Voucher abgegeben habe. Die Adresse hatte ich zum Glück noch im Kopf, und da Obs (Kurzform von Observatory) nicht besonders groß ist, machte ich mich per Auto auf die Suche. Das Wetter war mittlerweile stürmisch, ohne Regen, abwechselnd gewitterdunklen Wolken und Fetzen blauen Himmels. Nach ca. fünfmaligem Umrunden der Arnold Street, in die ich musste (unter nicht so ganz einfacher Einhaltung der Einbahnstrassen-Regeln, immerhin musste ich mich ja noch umgewöhnen auf Linksverkehr) hatte ich es endlich gefunden. Von der Straße aus ist es nicht wirklich attraktiv, aber innen bin ich ganz angetan: Hübsches Wohnzimmer, kleiner Vorgarten, großes Zimmer. Erst später fällt mir auf, dass mein Zimmer ja gar kein Fenster hat (bis auf ein Dachfenster)...

Um 10.00 Uhr fange ich dann pünktlich mit meiner Arbeit an. Ziemlich spannend, denn so oft wechsle ich nun doch wieder nicht den Job. Am Nachmittag hatte ich die erste konzeptionelle Diskussion mit Willie ... das hat großen Spaß gemacht und meinen Eindruck verstärkt, mich in der nächsten Zeit inhaltlich mit spannenden Themen (Modellierung, Software-Architektur, Open Source, ...) zu beschäftigen.

Ich verlasse 17.30 Uhr das Büro und bin zum Dunkelwerden in meinem vorläufigen Zuhause. Ich begegne meinen beiden Mitbewohnerinnen: Sie haben das zweite Zimmer, das zu dem Häuschen gehört, bis Samstag gemietet. Die eine ist Studentin, die andere besucht sie, so wahnsinnig freundlich empfangen sie mich nicht (ich störe wohl eher), auch etwas schüchtern, und auf meiner Wellenlänge liegen sie auch nicht. Es kommt also kein wirklich spannendes Gespräch auf...

Ich ziehe mich um, gehe in der Lower Main Road (der Haupt-Vergnügungsstrasse von Obs, 2 Minuten zu Fuss) noch was essen, falle um 9.30 Uhr total müde ins Bett. Da die Zimmer nicht beheizbar sind (ist wohl üblich in Kapstadt ;-)) und die beiden Mädels den einzigen elektrischen Zeifofen in ihr Zimmer genommen haben, muss ich mich gut warm einpacken. Mist, in Deutschland ist Sommer...

So sieht meine Unterkunft von der Strasse aus:

Observatory Unterkunft von aussen

... und so von Innen:

Observatory Unterkunft Wohnzimmer

So sieht der winzige Garten aus

Nochmal die Unterkunft von innen

Erst drei ...

... volle Tage bin ich in Kapstadt, nicht auf Urlaubsrause, sondern um zu arbeiten - und es ist schon ne Menge passiert. Ich weiß nicht, ob ich es schaffe, ein fortlaufendes "Tagebuch" zu schreiben, aber ich kann es ja mal versuchen. Hier also der erste Eintrag.

Meine Motivation, hier zu schreiben, ist:

  • Ich habe kein so tolles Gedächtnis, und wenn ich Geschehenes aufschreibe, kann ich es ja nachlesen, falls ich etwas vergesse.

  • Ich möchte gern vielen berichten von unserem Kapstadt-Abenteuer. Ein Blog ist da vielleicht passender als Massen-Emails; und einzelne Emails würden trotz meiner Schreibgeschwindigkeit sicher meine (zeitlichen und kreativen) Möglichkeiten sprengen.

  • Solange ich alleine in Kapstadt bin, kann ich auf diese Weise einfach Bilder mit meinen beiden Süßen austauschen.


Wo fange ich nun an? Na ja, am Anfang, also bei meiner Ankunft am Mittwoch.