Die wichtigste Sprache im heutigen Südafrika (und ganz bestimmt in Kapstadt) ist Englisch. Also macht es Sinn, wenn Carla diese Sprache möglichst bald lernt - haben wir uns gedacht, und uns daher frühzeitig um eine Möglichkeit bemüht, Carla englisch-sprechend mit anderen Kindern in Kontakt kommen zu lassen: In Deutschland wäre das wohl ein Kindergarten ab ca. 3 Jahren, hier ist das anders: Kinderbetreuung vom Krabbelalter an geht mehr oder weniger fließend über in spielerisches Lernen, mit Schulpflicht ab sechs Jahren, was dann "Primary School" heißt.
Ziemlich in Mode scheint hier "Montessori" zu sein, siehe http://en.wikipedia.org/wiki/Montessori, vielleicht kann man es auch als "Waldorf light" bezeichnen. So furchtbar wichtig finden wir die "Philosophie" einer Schule erstmal nicht, abgeneigt waren wir aber trotzdem nicht, die von unserer neuen Bleibe aus nächstgelegene Montessori-Schule zu besichtigen, die Kinder ab einem Alter von 12 Monaten aufnimmt.
Die Besichtigung war vereinbart für einen Freitag Morgen, die Schulleiterin namens Jenni nahm uns drei und eine Mutter in Empfang, um uns alles zu zeigen, beginnend bei den zwei Gruppen für Ein- bis Dreijährige, endend bei den Neunjährigen: Alles machte einen ziemlich geordneten Eindruck, jede Klasse hatte mindestens zwei Lehrer (als "Directress" und "Assistant" bezeichnet), und es kam uns im Bezug auf Hautfarben und Kulturen ziemlich kunterbunt vor, sowohl bei den Lehrerinnen (es gibt wohl nur ...innen in dieser Schule?) als auch bei den Schülern: "Bleiches" europäisches Weiß über Indisch und Asiatisch bis total-afrikanisches Kohlrabenschwarz... Die Schulleiterin Jenni schien den ganzen Laden gut im Griff zu haben, sie wies nebenbei die ein oder andere Directress zur Ordnung während unserer Führung, schien aber auch viel Wärme den Kindern und Kolleginnen entgegenzubringen. Nach über einer Stunde Besichtigung hatten wir einen umfassenden und sehr positiven Eindruck, verabschiedeten uns - und hatten bereits am Nachmittag einen Anruf von Jenni: Es sei grade zufällig ein Platz frei geworden, ob wir uns schon entschieden hätten, Carla könnte ab Dienstag anfangen.
Nach einer Stunde Bedenkzeit sagten wir zu: Sooo schnell wollten wir Carla zwar gar nicht "abgeben", doch auf der anderen Seite kann es nur hilfreich sein, auf diese Weise schnell in die englische Sprache reinzukommen. Und das Schulgeld können wir uns auch grade noch leisten. Weiterer Pluspunkt: Das Schuljahr endet Ende November, das nächste beginnt erst Mitte Januar, also wenn sie gleich die "Schule" besucht, hat sie noch 6 Wochen vor den "großen Ferien"!
Also ist der nächste Dienstag schon Carlas erster "Schultag": Eine Schuluniform gibt es nicht, aber eine Schulmütze in grün mit dem Logo der Schule gehört dazu, und so bereitet sich Carla mit Säckchen mit dem Nötigsten (Windeln, Wechselklamotten, nem Schnuller für den Notfall, ...) und der Mütze auf ihre erste Fahrt zur Schule vor:
So, thematisch nähern wir uns jetzt langsam den Kängurus ;-)
Zum Schuljahresende gibt es ein sog. Konzert, also eine Aufführung der gesamten Schule, bei der jede Klasse ihren Beitrag leistet - auch die Klassen der Kleinsten: Alle Klassen haben Namen, die zwei Klassen der Ein- bis Dreijährigen sind nach Insekten benannt, Carlas Klasse heißt "Ladybirds" ("Marienkäfer"). Die Proben für das Konzert haben natürlich an Carlas "erstem Schultag" schon längst begonnen ...
Die Leiterin der Ladybird-Gruppe lässt Carla an den umfangreichen Proben für das Konzert einfach mitmachen; so wahnsinnig schwierig ist das auch nicht, denn von den Kleinsten wird bzgl. Text und Choreografie noch nicht so furchtbar viel erwartet: Das Motto des Konzerts ist "Amazing Journey around the World", also passt so ziemlich alles von dieser Welt hinein in die Konzert-Reise, und die Gruppe der Ladybirds tritt auf als ... Kängurus! Kängurus in diesem Fall haben braune Ohren, ein braunes Fell (können auch ein entsprechend farbiges T-Shirt und ne passende Hose sein), Text gibt es keinen, und die Choreografie besteht aus Rumhüpfen und Klatschen.
Bei den Proben scheint Carla sich ausreichend zu beteiligen, hat wohl ihren Spass dabei, und so darf sie auch beim großen Auftritt am 27. Oktober dabei sein. Der Aufführungsort ist das Auditorium der "Bishop's High School" in der Nähe, eine wunderschön gelegene elitäre Jungen-Schule. Damit die Aufführung auch insgesamt auf der für die Kinder ungewohnten Bühne klappt, gibt's am Freitag vorher eine Generalprobe, die Carla und ihre Mit-Kängurus nicht witzig finden (sie weint eigentlich nur und will weg...), aber nichtsdestotrotz (oder grade deswegen) klappt die eigentliche Aufführung ganz gut: Und als sogar Mama sich zum Häschen (äh, Känguru) macht, kann wirklich nichts mehr schiefgehen, seht selbst: