Sunday, August 26, 2007

Nach Hause telefonieren

Mittlerweile bin ich wieder "daheim" in Mannheim ... und meine Motivation, zu bloggen, ist nicht so wahnsinnig groß, wie man an der langen Pause seit dem letzten Eintrag sehen kann. Nichtsdestotrotz will ich berichten vom "Nach-Hause Telefonieren".

Nach Hause telefonieren ist wichtig, weil erstens fünf Wochen getrennt zu sein ne lange Zeit ist für uns kleine Familie: Pedi und ich waren in den letzten 9 Jahren nicht so lange am Stück getrennt (jaha, sooo lange sind wir schon zusammen), und mit so ner süßen Tochter daheim fällt es mir besonders schwer, insbesondere weil sie sich so schnell weiterentwickelt mit ihren knapp anderthalb Jahren. Meine größte Befürchtung (zum Glück nicht eingetreten) war, dass Carla in meiner Abwesenheit das Sprechen lernt und mich mit "Mama, was ist das für ein Fremder?" begrüßt...

Entsprechend hatten wir schon vor meiner Abreise nach Kapstadt geplant, wie ich am besten mit meinen beiden Schätzen in Kontakt bleiben kann: Über Skype, am besten mit ner Webcam auf beiden Seiten. Skype kostet nichts (bis auf die Internetverbindung), und ne Webcam dazuzunehmen sollte helfen, mit Carla visuell Kontakt zu halten: ohne Bild würde sie vielleicht Papas Stimme erkennen, aber nach 5 Sekunden lieber irgendwelche Knöpfe auf dem Telefon drücken als mir zuzuhören ... und mir was erzählen würde ja (mangels Sprechen-Können) eh noch nicht klappen.

Von ein paar Widrigkeiten bzgl. nicht immer 100%ig funktionierender Internet-Verbindungen abgesehen, hat das Skypen hervorragend geklappt! So sieht das dann für mich aus:

Skypen mit Carla (1)

Skypen mit Carla (2)

Skypen mit Carla (3)

Das Schönste für mich im Bezug auf Carla ist aber, dass sie das Skypen wirklich als (zu) multimedial angenommen hat: Sie hat mir nicht nur was erzählt (in ihrer Plappersprache) und mich angelächelt, sie hat mir auch den Schnuller geben wollen, ein Stück Salzbrezel (wenn sie die grade in der Hand hatte) und das Beste war, dass sie mir sogar Gute-Nacht-Küsschen auf den Bildschirm gegeben hat! Hier ist der Beweis:

Skypen mit Carla (4)

Skypen mit Carla (5)

Der Monitor in Mannheim ist jetzt natürlich versaut...

Und zum Verabschieden haben wir uns (natürlich) zugewunken (was man vielleicht hier erkennen kann):

Skypen mit Carla (6)

Saturday, August 11, 2007

Wetter im Winter

Tja, die letzten Tage bin ich offensichtlich etwas nachlässig mit dem Fortsetzen meines Blogs geworden... Sorry! So einen wirklich spezifischen Grund gibt es eigentlich nicht, es ist auch nicht so, dass ich plötzlich total viel Arbeiten würde... ein Unterschied ist aber vielleicht doch, dass ich ein paar mehr soziale Kontakte als zu Anfang habe, und die dann auch pflege, z.B. Abendessen mit Markus und Liz oder Rennen-Gehen mit Bianca (eine echte Südafrikanerin) oder gemütlich Wein trinken und smalltalken mit Catrin, Michael und Simon (alle drei aus Hamburg). Aber... dazu ein ander mal, jetzt geht's erstmal um das spezielle Thema Wetter.

Ok, das Wetter ist nicht das wirklich weltbewegendste aller Themen, aber aus verschiedenen Gründen doch spannend:

  • Es wird hier ständig drüber gesprochen.

  • Nach dem Aufstehen muss man (grundsätzlich, auch in Kapstadt...) entscheiden, was man für den Tag anzieht... und das zu erwartende Wetter spielt dabei eine Rolle.

  • Ich gehe davon aus, dass es im Sommer ohnehin warm (und trocken) genug für uns ist; jetzt aber ist Winter, und ich bin neugierig zu erleben, ob es sehr ungemütlich oder doch "auch ganz ok" hier ist. Damit kann ich vielleicht auch unseren Gästen, die vorhaben, im Nordhalbkugel-Sommer uns zu besuchen, schon mal einen Eindruck über das wettermäßig zu Erwartende geben.


Rein kalendarisch befindet sich Kapstadt jetzt mitten in Winter; wenn also die Bezeichnungen der Monate nicht am Kalenderjahr, sondern am "Jahreszeitenjahr" festgemacht wären, wäre jetzt grade der 9. Februar (statt dem 9. August), und da stelle ich mir ganz Deutschland im Schneeregen, -2 bis 5 Grad, viel Dunkelheit, 50cm Schnee im Schwarzwald, Glatteis auf der A3, ... vor. Jetzt versuche ich mal, eine ähnliche Vorstellung bzgl. des momentanen Kapstadt-Wetters zu erzeugen.

Kapstadts Häuser haben keine Heizungen. Bräuchte man denn eine in der Wohnung? Na ja, ich habe (zumindest während einiger Tage) wirklich gefroren, mich ins Bett gelegt, nicht um zu Schlafen, sondern um wieder warm zu werden, und unter der Bettdecke Zähne geputzt! Es war schweinekalt! Aber: Würde eine Heizung helfen? Leider nicht viel, weil es nicht nur an den fehlenden Heizungen, sondern auch an der Bauweise der Häuser liegt, dass man friert: Selbst meine zweite Behausung, die ich wirklich als luxuriös bezeichnen würde, hatte sichtbare Ritzen neben den Fenstern, ein Blechdach ohne irgendeine Isolierung, bei Wind bewegten sich die Vorhänge auch bei geschlossenem Fenster und bei starkem Regen nachts bin ich aufgewacht ob des Lärms, der eine Unterhaltung zum gegenseitigen Anschreien hätte werden lassen. Ausserdem kann ich mir nicht vorstellen, dass auch nur eine einzige, doppelt verglaste Fensterscheibe jemals das südliche Afrika erreicht hat... Die Wirkung einer super Heizung würde also hier ziemlich verpuffen, weil unter diesen Bedingungen die Wärme vielleicht zur globalen Erwärmung, nicht aber zu meiner "Entfröstelung" beitragen würde.

Hört sich ziemlich ungemütlich an, oder? Es gibt noch mehr davon, ... z.B. der Regen: Durch mein Blechdach nehme ich ziemlich gut wahr, wann und wie stark es regnet: Wenn es an einem Tag regnet, dann immer mehrfach, (fast) nie kontinuierlich und nieselig, fast immer eher kurz (2 Minuten oder 10 Minuten) und wirklich heftig! Einmal war ich auf dem Weg vom Büro zum Auto, etwa 25 Meter, und ich hab die Heftigkeit des Regens unterschätzt: Trotz geschlossener Regenjacke mit Kapuze kam ich rennend und mit komplett nasser Hose am Auto an, mit den schlimmsten Befürchtungen für mein Laptop: Das steckt in einem Rucksack mit Reißverschluss, und der Reißverschluss kann das Wasser nicht komplett zurückgehalten haben; hat er auch nicht, aber das Laptop hat zum Glück überlebt. Ein andermal war ich Rennen am Green Point, und 45 Sekunden vor Erreichen des schützenden Autos begann es zu regnen: Die Dusche danach hätte ich mir eigentlich sparen können und ich konnte das Wasser aus meinen Schuhen ausleeren.

Tja, das ist Afrika? Im Winter in Kapstadt wohl schon. Vor zwei Wochen war ich für meine Firma einen Tag in Johannesburg, da ist es total anders: Die haben den Regen im Sommer, wenns warm ist, im Winter ist es total trocken, strahlend blauer Himmel, 25 Grad am Tag und -5 in der Nacht (und auch ohne Heizung, übrigens). Der Nachteil dort ist, dass es wirklich nach Wüste aussieht und überall staubig ist wegen des mangelnden Niederschlags. - Jemand erzählte von East Londen (nein, nicht ein Teil der britischen Hauptstadt, sondern eine Stadt am indischen Ozean in Südafrika), dass es auch dort trotz Küste im Winter sehr (eigentlich zu) trocken ist. Kapstadt hat also offenbar sein eigenes Mikroklima.

Als ich den einen Tag in Joburg war (Joburg = Kurzform von Johannesburg, jeder spricht hier nur von Joburg), hats mal richtig ge-unwettert, also das schlimmste Wetter hab ich wohl gar nicht mitbekommen. Die Bilder, an diesem Tag aufgenommen, hat mir Lloyd, einer meiner netten Kollegen, geschickt:

Überflutungen nach Unwetter

Überflutungen nach Unwetter

Ok, jetzt aber mal zu den positiven Seiten des Winterwetters, die gibt es nämlich zum Glück auch!

Erstens zur Kälte: Man muss sich halt einfach richtig anziehen. (Und das hab ich am Anfang nicht so geblickt, ehrlich gesagt). Und "richtig" heißt eben *nicht*, den Wetterbericht in der Tagesschau zu kucken, dementsprechend ein T-Shirt oder nen Pulli rauszulegen für den nächsten Tag. "Richtig" heißt: Einfach auf alles vorbereitet sein, z.B. durch "Zwiebelkleidung": Ich hab mir angewöhnt, bei unsicherer Wetterlage (und die ist meistens unsicher) mit bis zu drei T-Shirts (oder zwei T-Shirts und nem kurzärmeligen Hemd) plus einer Strickjacke oder Ähnlichem, und natürlich dann noch mit ner (nicht gefütterten) Regenjacke aus dem Haus zu gehen. Und siehe da: Ich habe nicht mehr gefroren, konnte mich bei Bedarf entzwiebeln, beim Kälterwerden das Ganze rückwärts, und in der Wohnung mit drei T-Shirts und nem Pulli rumzulaufen passt vielleicht nicht ganz zum inneren Bild von Afrika, aber es macht das Ganze angenehm.

Dann zum Regen: Der große Vorteil ist eigentlich, dass es (fast) nie lange regnet, aber wenn es regnet, dann eben kräftig.

Was das Ganze wirklich spannend und dann doch angenehm macht (und für meine Begriffe auch die negativen Aspekte von Regen und Kälte wieder wettmacht): Das Wetter kann sich total schnell ändern, und selbst im Winter kann es richtig super sein! Zum Beweis hier ein paar Bilder vom letzten Sonntag: Ich hab mich geärgert, meine Badehose nicht dabeizuhaben an diesem netten Strand, aber ich hätte 25 Grad im Schatten und schönstes Badewetter einfach nicht für möglich gehalten, nach 5 Grad am Morgen und den heftigen Regenschauern, die noch nach Sonnenaufgang über mein Blechdach rauschten! Ich verstehe jetzt, warum Capetonians ("Kapstädter Einwohner") sagen, es gäbe auch "vier Jahreszeiten an einem Tag"... und es gibt fast keinen Tag, an dem nicht mindestens einmal die Sonne scheint!

Am Strand im Winter

strandtag2.jpg

strandtag3.jpg

Wer uns also in dieser Jahreszeit besuchen kommen möchte: Ich hoffe, durch meine Beschreibung einen Beitrag zur Einschätzung des wichtigen Themas "Wetter" geliefert zu haben.